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634 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 12. Heft. (December 1896.)
f20. October) Nachmittag wird zunächst das Beweisverfahren
fortgesetzt.
Zeuge Maler Wilhelm Wunderwald: — „Ich bin in
mehreren Sitzungen des spiritistischen Vereins gewesen, auch
in derjenigen, in welcher die Tausendmarkschein-Affaire
[im Kaiserhoi] passirte. Ich hatte Ewers im Verdacht,
dass er der Thäter sei; ich sagte ihm: 'Sie werden es wohl
gethan haben/ Dr. Ewers bestritt seine Thäterschaft. Bei
einer Sitzung in der Wohnung des Herrn v. Erhardt kamen
ein Gummi, Visitenkarte und Bleistift auf den Tisch, ich
weiss aber nicht, wie die Sache zusammenhängt.0 —
Angeklagter v. Erhardt: — „Solche Sachen sind nur
vorgekommen, wenn die Zeugen Wunderwald und Dr. Ewers
zugegen waren." („Staatsbürger-Zeitungtt: — „Es ist bereits
einmal früher vorgekommen, dass in einer Sitzung, in
der ein Medium im tiefsten Trance war, ein Bild quer
durch das Zimmer geflogen ist; Schwindel ist das jedenfalls
nicht!") [„Leipziger Tageblatt": Der Angeschuldigte
v. Erhardt bemerkt, dass es sich bei der Tausendmarkscheinsitzung
um eine offenbare Täuschung handeln müsse.
Präsident: — „Weshalb glauben Sie das?" — v. Erhardt:
— „Weil in dieser Sitzung keine transscendentale Verbindung
bestand. In der ersten Sitzung in meiner Wohnung
war ein sehr starkes Medium eingeschläfert und bestand
hierdurch eine Verbindung. Das Medium blieb nämlich
über eine Stunde im Trance und keuchte sehr, so dass man
sah, dass der Trance wirksam war." — Präsident: —
„Und weshalb glauben Sie, dass Sie im Gegensatz zu dieser
Sitzung in der andern, wo der Tausendmarkschein erschien,
getäuscht wurden?" — v. Erhardt: — „Weil in dieser
Sitzung kein Medium im Trance lag, auch sonst keine
transscendentale Verbindung bestand." — Präsident: —
„Daraus ist doch noch nicht zu entnehmen, dass thatsächlich
eine Täuschung vorlag." — v. Erhardt: — „Herr Präsident,
ich habe den Spiritismus genau studirt, und ich bin zu
lange in der Bewegung, um mich täuschen zu lassen, oder
mich selbst zum Narren zu haben. Ich habe also die feste
Ueberzeugung, dass eine Täuschung vorliegt." —]
„Düsseldorfer Gen.«Anz.": — Vertheidiger Justizrath
Stapp er: — „In Bezug auf die Sitzung vom 11. December
1895 sollten alle Mitglieder ein Schriftstück unterzeichnen,
dass sie von einer Täuschung in derselben nichts gewusst
hätten. Zeuge Wunderwald erklärte, nicht unterzeichnen zu
können, da er von einer beabsichtigten Täuschung in derselben
nichts gewusst habe." —
[„Kölner Zeitung": — Vertheidiger Stopper: — „Am
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