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Dankmar: Ein Beitrag zum Hexenwesen und zur Besessenheit. 3
18 wird ausdrücklich gesagt, dass man nur auf solche
Propheten hören solle, die in Jehovds Namen sprechen.
In Azazel*) finden wir noch ein Ueberbleibsel des
früheren Polytheismus; oft und oft ist vor den „Feldteufeln"
gewarnt, so z. B. III. Moses 17, 7, wo auch der Unzucht
mit denselben gedacht wird,**) Ja, im Buch Töbiae (6 und 7)
finden wir den in Sarah verliebten bösen Geist Asmodu Der
Engel räth dem jungen Tobias, denselben in der Hochzeitsnacht
durch magische Räucherungen zu vertreiben, was
auch geschieht. Darauf bezieht sich auch die Stelle in
unseres J. H. Voss1 unsterblichem Idyll: — „Luise", wenn
zum Schluss der ehrwürdige Pfarrer von Grünau spricht: —
„Hurtig noch Eins! Vollauf bis zum obersten Rande die Gläser!
Hoch dann lebe die Braut und der Bräutigam! Alle geklingt mir!
Alle mit voller Musik! dass nicht in der bräutlichen Kammer
Hämisch ein Nachtkobold sie beleidige, oder Asmodil" —
Die Stelle IV. Moses U, 23—29 beweist die Uebertragbar-
keit der weissagenden Ekstase; man beachte das Orakel
der „Urim und Thumim" (Edelsteine am Brustschilde des
Hohenpriesters); ferner die Prophetenschulen bei Samuel
Des Moses Stab spielt eine grosse Rolle; denselben soll
Adam im Paradiese vom „Baume des Lebens" geschnitten
haben.***) Und ist es nicht geradezu „Rhabdomantie", wie
wir sie bei Zeidler und Amoretti finden, wenn Tl. Moses 17
der Herr sagt: — „Nimm Deinen Stab in Deine Hand,
damit Du das Wasser schlugest", — und wirklich eine
Quelle gefunden wird? Saul sucht am Vorabend der Schlacht
von Gilboa gegen die Philister (I. Samuel 28) die Pythonissa
von Endor, Namens Sedekla.-f) auf und lässt durch dieselbe
den Schatten Sarnuefs aus dem Scheol heraufcitiren. Auch
die mesmerische Praxis war den Juden wohlbekannt, wie
sich z. B. aus dem Wirken von Elias und dessen Schüler
Elisa ergiebt, die Beide geradezu den Höhepunkt der
jüdischen Prophetie bezeichnen. Durch mesmerische Manipulationen
erweckt Elias das Kind seiner Wirthin zu
Zarpath aus dem Scheintode (1. Könige 17, 17—24); ebenso
erweckt Elias persönlich den Sohn der Sunamitin, nachdem
die Uebertragung der Heilkraft durch den von Gehasi
*) E. v. Hartmann: — „Das religiöse Bewusstsein der Menschheit
." B. II 369 und Professor G. Roiko/Ts „Geschichte des Teufels**
I. 177 ff.
**) Vergl. hierzu „Psych. Stud." Juli-Heft 1893 S. 365. —
Der Sekr. d. Red.
***) Gustav Gessmann: — „Katechismus der Wahrsagekünste"
XXXV, 109.
f) Entnehme den Namen Perty\ — „Realität magischer Kräfte
und Wirkungen des Menschen." S. 27.
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