Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 13
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
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Bohn: Ein neuer Beitrag zu Siebzauber und Erbschlttssel.

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legt es auf eine Zange, die man mit nur zwei Fingern
fasst und in die Höhe hält. Nach der Kecitation gewisser
Gebete und der Namen der Schuldigen erzittert das Sieb
beim Namen des Diebes." (S. 37, i 8, 30.) An anderer Stelle
(3) beschreibt er den modus derart, dass das Sieb an einer
Zange zwischen den Mittelfingern zweier Personen aufgehängt
wird. Ein anschauliches Bild bekommt man hiernach nicht.
— Uebrigens soll das angewendete Sieb ein „Erb-Sieb"
sein. „Die Zauberer verlangen nicht etwa ein beliebiges
Sieb, sondern ein Erb-Sieb [warum nicht Erbs-Sieb?(!)],
wie sie bei vielen Dingen den Charakter des Ererbten
für bedeutungsvoll halten; so schaben sie z* ß. von den vier
Ecken eines Erb-Tisch es den Staub als Mittel gegen das
Fieber." (S. 51.)*) Man nimmt zu dieser magischen Operation
seine Zuflucht, um in erster Linie Diebe ausfindig zu machen,
sodann aber auch zu allen möglichen Zwecken: — Um den
künftigen Bräutigam zu erfahren, den Ausgang des Krieges
prophezeit zu erhalten, u s. w. (S. 3, 31.) — Die Verbreitung
dieses Aberglaubens war, wie schon das von P. angeführte
Material beweist, ein ungeheuere. Besonders häufig trat er
auf dem Lande auf (S. 67), wo er von der „klugen Fraue"
(S. 80) ausgeübt wurde. In Brandenburg (33), Transsylvanien
(88) und in den Plattdeutschen Gegenden (86) wild er
beispielsweise erwähnt. Dort fragte man: — werd
ick den Deef (= Dieb) kriegen können?" — Antwort: —
„by Sebt oder Seft (= Sieb)!" —

Die Untersuchungen des Verfassers über den Ursprung
dieses Aberglaubens in rein-philologischer Manier bieten
nichts Interessantes. Ebensowenig seine Erklärungsversuche,
die über den „Teufel" nicht hinauskommen.

Das ist so ziemlich alles, was P. uns über die eigentliche
Siebwahrsagung bietet. Wie man sieht, herzlich wenig
bei dem grossen Aufwände von litter arischen Nachweisen
und philologischer Sammlermühe. Doch läuft noch manche
Notiz unter, die indirect auf unser Problem ein Streif-
licht wirft.

Wir erfahren dabei, dass das Sieb auch sonst im
Aberglauben eine Rolle spielte. Da war zunächst das
eigentliche „Sieb lau ff en", das ich schon kurz gestreift
habe. Eine verdächtige Person musste in einem Siebe

*) Gegen das Fieber erhielt einst mein Vater, als er noch wandernder
Geselle war, im Jahre 1830 in Deutsch-Wartenberg an der
Oder, frische Kornbltithe angerathen, die er sich selbst von den Aehren
früh morgens abstreifen und, mit Speichel vermischt, mit einem bestimmten
Gebetssprtichlein verschlingen musste, worauf er wieder
gesund wurde. — Der Sekr. d. Red.


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