Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 14
(PDF, 203 MB)
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14 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1897*)

Wasser tragen, ohne dass dieses herauslief. Hierüber giebt
P. eine Reihe Nachweise aus dem Alterthum (S. 28). —
Balduinus*) erwähnt, dass man beschriebene Papiere in ein
Sieb werfe und denjenigen, dessen Zettel man hervorziehe,
als Dieb betrachte (S. 19). — In Polen wirft man „nach
der Väter Brauch" die Zettel in ein Sieb, das man darauf
in eine Kuffe mit Wasser stelle. Des Diebes Zettel bleibe
trocken (S. 19).

So scheint das Sieb eine heilige Rohe von Alters her
gespielt zu haben. Weniger alt ist die des „E r b s c h 1 ü s s e 1 s".
Wenn verschiedene Autoren behaupten, die Alten hätten
ihn gekannt, so ist dies ein Irrthum. Das Wort xXecöoöxojtla
lässt sich im Alterthum nicht nachweisen; es ist eine Bildung
des Mittelalters oder des IG. Jahrhunderts und dürfte daher
auch die Entstehung dieses Aberglaubens erst einer späteren
Zeit zuzuschreiben sein.

P. erwähnt ihn nur gelegentlich. Er stützt sich auf
Delrio (1657) und einige weuig bekannte Schriftsteller derselben
Zeit. ,,Mack'n Boden-Schlüssel über Johannisevangelien
bewegen", sagte man von dieser überall verbreiteten
Prozedur (S. 17). „Siehe | es sind in der Neige der
Welt sehr viel; welche wenn sie etwas verlohren | so nehmen
sie einen ererbten Schlüssel j schliessen denselben | oben an
dem Creutze ein I in das neue Testament | benammtlich in
das 1. Kapitel Johannis: ~ alsdenn fassen ihrer zween diesen
Schlüssel | sammt dem Buche j oben an dem Kopffe an | und
sprechen ihre besondern Wort darüber | wenn sie denn nun
dess Thäters Namen haben genennet, so sprenget der gedachte
Schlüssel | sammt dem Buche über die 2 hierzu
gebrauchte Schlüssel-Finger herunter." (S. 18). Der alte
Brauch hat sich also in stereotyper Form bis auf unsere
Tage erhalten.

Wie ich Eingangs erwähnte, bietet P. fast nur Material
aus dem 17. Jahrhundert, dieses aber in staunenswerther
Fülle. Wenn man nun auch annimmt, dass die Autoren
— tout comme chez nous — einander gründlich abgeschrieben
haben, so bleibt doch noch immerhin genug selbstständiges
Material übrig, das auf die enorme Ausbreitung des Aberglaubens
in diesen Zeiten schliessen lässt. Der Offenbarungs
-Spiritismus hat in seiner naiven Virtuosität,
aus gegebenen Thatsachen falsche Schlüsse zu ziehen, uns
durch seine Geister die interessante Mittheilung zukommen
lassen, die Geister hätten in jener Zeit den Menschen die
neue Heilsbotschaft bringen wollen, wären aber mit Spott

*) D. fm Balduinus: — „Casus Conscientiae". (Wittenberg 1635.)


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