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20 Psychische Stadien. XXIV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1897.)
Organismus wahrnehmbar; ausser dem eigentlichen Stoff oder
der Materie ist keine Modifikation der physischen Weltsubstanz
greifbar: Niemand hat noch Aether, Niemand Kraft
gesehen; auf beide schliessen wir aus ihren Erscheinungen
an der eigentlichen Materie. Die physische Weltsubstanz
ist Kraft; verdichtet sich die Kraft, so wird sie zu Aether;
verdichtet sich der Aether, so wird er zu Materie oder
Stoff. Da wir Aether und Kraft nicht wahrnehmen können,
sondern nur zu erschiiessen vermögen, sind sie für uns
transscendental. Wenn wir Aether und Kraft handhaben,
geschieht solches nur durch den Stoff.
Das Gebiet des für uns Transscendentalen umfasst somit
die ganze magische und einen grossen Theil der physischen
Weltsubstanz. Können wir auch das Transscendentale nicht
greifen, so ist doch der Schluss auf sein Dasein aus den
Erscheinungen, welche es am Stoff vollbringt, unbedingt
berechtigt; es ist keine Hypothese, sondern Wirklichkeit.
§ 7. Aus dem Bisherigen wird sich deutlich ergeben,
in wie weit das Transscendentale mit dem Magischen übereinkommt
und wieder davon abweicht; es wird sich ergeben,
dass das Magische nur ein Theil des für uns Transscendentalen
ist Höhere Ordnungen von Wesen, als die gesittetsten
Bewohner des Erdballs, werden nur das Magische transscendental
und die Kategorien von Aether und Kraft real
nennen, weil ihnen diese greifbar sind. Nach höheren
Ordnungen wird auch das Magische direct sichtbar und
damit real sein. Aber die Obersten der Geschaffenen haben
doch noch etwas Transscendentales vor sich, nämlich Gott.
Von dem inneren Wesen der physischen und magischen
Weltsubstanz können wir uns keine Vorstellung machen.
Dieses Unvermögen wird bedingt durch die stoffliche
Organisation und die niedere Stufe der EntWickelung der
Seele während des ersten Stadiums ihres Seins, in welchem
sie nur einen groben, materiellen Leib bildet. Vorstellen
kann sich das Individuum das Wesen der beiden Weltsubstanzen
gewiss nur auf höheren Stufen der Entwickelung,
wenn die Seele einen ätherischen Leib gestaltet und später
einen dynamischen; ob aber auch auf solchen Stufen eine
vollkommene Vorstellung möglich, ist noch keineswegs sicher.
Mit dem Portschritt der Entwickelung der Seele verkleinert
sich also das Gebiet des Transscendentalen.
Demnach ist der Begriff des Letzteren kein unbedingt
feststehender, sondern ein veränderlicher. Wir können sagen,
dass bei jedem Individuum der Begriff und Umfang des
Transscendentalen nicht der gleiche sei und mit Zunahme
der seelischen Ausbildung sich ändere.
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