Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 21
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
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Reich: Das Uebersinnliche

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§ 8. Je mehr des Unfasslichen, desto mehr Drang,
dasselbe zu erforschen. Alle activen Geister und Gemüther
haben seit undenklichen Zeiten sich bemüht, das Unbegreifliche
begreiflich zu machen, und zahlreiche Wissenschaften
wurden gestaltet, welche die Erreichung dieses Endziels
sich vorsetzten. Dieselben suchten, Thatsachen zu ermitteln,
und die Metaphysik zog die Quintessenz aus den Thatsachen
und entwarf ein Bild von den letzten Dingen, ja vom
Urgrund alles Seins.

Da Individuen mit allen ihren ererbten und erworbenen
Eigentümlichkeiten dem Forschen und Denken oblagen,
und der höher entwickelte Mensch in zehntausend Fällen
nur einmal aus sich selbst heraustritt, entstanden gar
mancherlei verschiedene Richtungen in der Auffassung der
Thatsachen, zahlreiche Systeme, vielerlei Ismen, welche
gerade so aussahen, wie ihre Urheber, und als Gemische
von Wahrheit und Irrthum sich bekundeten. Häufig genug
befindet sich nur ein Tropfen Wahrheit in einem ücean
von Irrthum; zuweilen ist die Menge von Wahrheit grösser
und der Irrthum nicht himmelschreiend.

Allen Ismen muss von vorne herein misstraut werden,
wenn sie mehr sein wollen, als unfertige Gruppirungen von
Gedanken, Gefühlen und Meinungen. Allen Systemen muss
von vorne herein misstraut werden, wenn sie mehr sein
wollen, als vorläufige, in jedem Augenblick abzuändernde
Entwürfe.

§ 9. Erforschung der Thatsachen überall, mit Geist
und Gemüth zugleich und manchmal vorwiegend mit dem
Einen oder dem Anderen, ist unerlässlich behufs jeder
Folgerung auf das Unbekannte. Die Wissenschaften sind
nur Hülfsmittel, dazu bestimmt, die Metaphysik mit wohl
geeigneten, gewissenhaft geordneten Materialien zu versehen.
Sie haben keinen Selbstzweck, sondern dienen ohne Ausnahme
einem höheren Zweck, und hängen organisch zusammen
in der Weise, dass von Trennung niemals die
Kede sein könnte.

Da nun sehr viele Forscher ausserhalb ihrer speciellen
Specialarbeit kurzsichtige, schwache, eitle Menschen sind,
wollen sie von der oben ausgesprochenen Wahrheit nichts
wissen, erheben Protest gegen die Metaphysik und schreien
von dem Selbstzweck der wissenschaftlichen Forschung. Man
solle eine Thatsache wissen, blos um sie zu wissen. Solches
aber bedeutet Stufe der Wildheit, der Nichterkenntniss, der
Unweisheit. Und mit der Erkenntniss durch Geist und
Gemüth hat es noch nicht seinen Abschluss; denn hinter
derselben liegt ein höherer Zweck im magischen Haushalt


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