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v. B.: Eiui^e Beiträge zum Wahrträumen und Inschauen. 41
Mittheilung von seinem Ableben. Meine Frau weilte um
diese Zeit bei ihren Verwandten in Berlin. Ich hatte derselben
in den letzten Wochen keinerlei Mittheilungen über
den Gesundheitszustand meines Theilhabers gemacht. Ich
war so sehr mit Arbeiten überlastet, dass ich nicht einmal
so viel Zeit fand, meiner Frau den eingetretenen Todesfall
sofort mitzutheilen. Herr K. starb Nachts gegen 12 Uhr.
Am anderen Morgen äusserte meine Frau zu ihren Verwandten
: — „Diese Nacht träumte mir, Herr K. wäre
gestorben." — Die nachher eingehende Mittheilung bestätigte
die Wahrheit des Traumes. —
Vor circa zwei Jahren Hess sich unser damaliges
Dienstmädchen, die jetzige Frau Bäckermeister Gr., ihr
Brautkleid anfertigen. Das Mädchen äusserte zu meiner
Frau: — „Was wird wohl die Anfertigung meines Kleides
kosten?44 — Meine Frau erwiderte: — „Warten Sie 'mal,
ich habe geträumt, es kostet 38 Mk. 04 Pf." — ,.So viel
Geld habe ich ja gar nicht," — entgegnete das Mädchen.
Damit wurde das Thema verlassen. Am anderen Tage
brachte die Näherin das Kleid und legte eine Rechnung
von 38 Mk. 64 Pf. bei. —
Ich wohnte um die obige Zeit in der J . . .Strasse. In
einer kurzen Entfernung wohnte der Auswanderungs-Agent
J.y bei dem sich im Sommer fast täglich durchreisende Auswanderer
meldeten. Es waren meistens Polen, die immer
in grösseren Trupps reisten. Diese Leute mussten stets an
unserer Wohnung vorbei. Dieselben waren immer mit
Betten und sonstigen Hausgerätheu bepackt, dabei fehlten
selten kleine Kinder. — Meine Frau träumte nun, eine
Polin rastete vor unserer Thür. Ais sie ihre sieben Sachen
wieder aufgepackt hatte, liess sie ein kleines Bündelchen
liegen; darin befand sich ein Säugling. Der Nachschub der
Auswanderer fand das Kind, und man übergab es unter Gelächter
der Mutter. Am anderen Morgen schaut meine Frau
zum Fenster hinaus und sieht genau dieselbe Scene, wie
sie sie in der Nacht vorher gesehen, und wie sie vorstehend
beschrieben ist. Soweit etwas über Wahrträume. —
In ihren Mädchen jähren kehrte meine jetzige Frau
einmal von einem Ausfluge zurück. Vor ihrem elterlichen
Hause standen mehrere Verwandte und Bekannte, die ihre
Mutter besucht hatten, in der grössten Aufregung. Darunter
befand sich auch die Tante meiner Frau, deren Sohn gerade
vom Militär zurückgekommen, und der augenblicklich dem
von ihm leidenschaftlich betriebenen Fischfange nachgegangen
war. Nach der Ursache der Aufregung befragt, gaben die
Verwandten an, die Stube hätte plötzlich geschwankt, ein
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