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14 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1897.)
Stimme, die, wie er meinte, eines Geistes, sagen, er solle
über das Geschaute nicht böse sein und der Braut dies
sogleich mittheilen. Er hat dann auch zu ihr gesprochen;
was, das wusste er nicht mehr, worauf jene Beiden zu ihm
hinsahen. — Von dem Zustande einer anderen Person, welche
er in schlechten Verhältnissen glaubte, erhielt er ebenfalls
auf diese Weise Kennlnios. Sie kam, als er eines Tages
schlief, in sehr guten Kleidern und in ganz anderer, viel
besserer, physischer Verfassung, als er sie wähnte oder
gekannt hatte, zu ihm, was sich hinterher auch Alles so
bestätigte. — Neben diesem transscendentalen Verkehr mit
Menschen hat er auch solchen mit seinen verstorbenen Angehörigen
. Namentlich ist es sein Vater, welcher ihn oft
beeinflusst und ihm erscheint, ihm theils seine Meinung über
das sagt, was er thut und nicht thut, theils ihm Zukünftiges
voraussagt. Der Vater erscheint ihm alsdann zwar in
irdischer Kleidung, wie er sie getragen hat, aber trotz der
unzweifelhaften physiognomischen Identität mit bedeutend
verklärten, durchgeistigteren Zügen, wie man sich sie sonst
nicht vorstellen kann.
Gelegentlich wurde er auch zum mediumistisehen
Schreiben animirt, ihm wider seinen Willen und wider
seine eigene Eiubildung von dem, was er schreiben sollte,
oder was da in der Schrift kommen könnte, Mittheilungen
gemacht von Oertlichkeiten und Strassen, wohin er sich
begeben sollte. Als einmal ein Strassenname durchaus
nicht glücken wollte, zum Theil, weil er sich etwas Anderes
dachte, lenkte die schreibende Intelligenz seine Hand zur
Niederschrift einer angrenzenden Strasse, deren Bezeichnung
glüökte, obwohl er sich wieder eine andere Strasse dachte.
Er schrieb auch deren zwei erste Buchstaben nieder, aber
automatisch wurde aus denselben während der
Schrift ein anderer, unerwarteter Buchstabe.
Interessant ist hierbei, dass die von ihm vermutheten beiden
Buchstaben mit ganz minimaler Veränderung den richtigen
Buchstaben ergaben, und diese geringe Veränderung vollzog
sich also während des Schreibens. Er machte sich nun auf
den Weg nach dem bezeichneten Orte und fand daselbst
eine Person, deren Vorhaben er duich sein Kommen im
letzten Moment noch änderte. Auf dem Wege dahin fühlte
er sich wie von einer unsichtbaren Macht im Gehen vorwärts
getrieben.
Bemerkenswert ist, dass seine „Träume" sich besser
vollziehen, reiner und klarer werden, wenn er zur rechten
Zeit zwischen 10 und 11 Uhr zu Bette geht; die Wahrträume
erfolgen dann immer, wie das ja auch sonst der
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