Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 47
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
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Karze Notizen

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als eine Vermuthung. Nichts hindert uns, wie wir an ihr
Leben glauben, so auch an ihr Portleben nach dem sogenannten
Tode zu glauben. Jedenfalls ist es sehr hässlich,
wenn Jemand die Gewohnheit hat, Lebenden das Leben
sauer zu machen und ihnen jede Hilfe zu versagen, dagegen
den verfaulenden ehemaligen Hüllen der Menschen eine
heuchlerische Ehrfurcht zu erweisen in prächtigen Begräbnissen
, kostspieligen Denkmälern u. s, w* Wer es gut meint
mit Jemand, der ehre ihn, so lange er am Leben ist, aber
treibe keinen Spott mit Dingen, die keinen höheren Werth
haben, als abgeschnittene Fingernägel oder andere Ausscheidungsstoffe
, die als unappetitlich gelten. Beim Tode
wird eben statt eines Theiles der ganze Leib ausgeschieden.

— Ob der Tod ein 'Ende' sei, ist eine ziemlich närrische
Frage. Denn es giebt in der Natur überhaupt keine Enden,
sondern nur Abschnitte, die eine mehr oder weniger tiefgreifende
Umwälzung herbeiführen. Dass der Tod eine der
wichtigsten Aenderungen herbeiführt, kann man nicht
bezweifeln, aber ein Ende ist er sicher nicht. Was
danach kommt, ist uns dunkel. Aber wissen wir denn, was
uns der morgende Tag bringen wird, auch wenn wir weiter
leben? Auch das Einschlafen am Abend ist nur ein Abschnitt
, ein Ende des Wachens, aber zugleich ein Beginn
des Schlafens. Wir fürchten uns vor dem Einschlafen nicht,
weil wir aus eigener Erfahrung daran gewöhnt sind.
Niemand würde den Tod fürchten, wenn er ihn zur Probe
einmal selbst durchgemacht hätte. Nur das Ungewohnte,
Neuartige ist es, was uns so leicht ein gewisses Bangen
einflösst. Dass ein Mensch sich den Tod wünscht aus —
Neugierde, was darauf erfolgen wird, ist nicht unmöglich.*)

— Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann man annehmen, dass
man nach dem Tode das wieder wird, was man vor der
Geburt war. An die Zeit vor der Geburt hat Niemand
Erinnerungen, wenigstens keine klaren, obwohl er theoretisch
überzeugt ist, dass schon Millionen Jahre vor seiner Geburt
eine Welt war. So kann man sich auch keine bestimmten
Vorstellungen von dem Leben nach dem sogenannten Tode
machen, obgleich man theoretisch der Ansicht huldigt, dass
der Weltenlauf weiter rollen werde. Sobald man von dem
Glauben an ein Du absieht, sagt sich jeder Einzelne: —
Tunivers c'est mof, ich bin nicht nur Herr der Welt,

*) Wir erinnern hierbei an taust mit dem Giftbecher in der
Hand am Ostermorgen und an SheakspearJs Monolog: — „Sein oder
Nichtsein" — mit der Stelle: — „Was nach dem Schlaf tür Träume
kommen mögen?!" — Der Sekr. d. Eed.


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