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48 Psychische Studien. XXIV, Jahrg. 1. lieft. (Jommr 1897.)
sondern ich bin selbst die Welt. Mit dem 'Herr sein' ist
es übrigens, des Schmerzes wegen, nicht weit her. IL s. w".
— (Versal. „Psych. Stud." März-Heft 189(1 S. 138 ff.)
c) Einigeim ägyptischen B'aijum aufgefundene „Papyri"
enthalten nach Prof. //. liliumier1* in Zürich Mittheilungen
„Aus dem Verwaltungswesen« dem Kechts- und Familienleben
Aegyptens in der Kaiserzeit" (s. Preussische Jahrbücher
" Dezember 185)4, S. 400) — ,,clie Eingaben von
Priestern, die ihre noch in jugendlichem Alter befindlichen
Söhne zu den vorgesetzten Behörden bringen und um die
Erlaubniss zur Beschneidung nachsuchen behufs Eintragung
derselben in die Geschlechtsregister. Es wird dann
zunächst die Frage gestellt, ob der betreffende irgend ein
Kennzeichen (Muttermal) habe; nachdem die Tempehchreiher
die Auskunft ertheilt haben, dass dies nicht der Fall sei,
wird ohne weiteres die Erlaubnis5* zur Beschneidung
gegeben. — Offenbar handelt es sich hier darum, dass die
betreffenden Knaben durch die Beschneidung, die ein
Vorrecht der Priester war. zum Priesterstande angemeldet
werden sollen. Ein angeborenes Mal (später erworbene, wie
Karben und dergleichen, kommen dabei nicht in Betracht)
war ein rituelles Hinderniss für die Beschneidung, daher
die vorliegenden Atteste. — BVrner haben wir den Anfang
eines interessanten Protokolls erhalten, worin Priester ihre
Aussagen darüber abgeben, ob die gegen einen Kollegen
erhobene Anklage, dass er sein Haar lang wachsen lasse
und wollene Gewänder trage, auf Wahrheit beruhe; leider
bricht der Papyrus hier ab. Es bestand also in römischer
Zeit die altägyptische Vorschrift für die Priester, den Kopf
kahl zu scheeren und nur leinene Gewänder zu tragen,
noch fort, wie denn überhaupt im Priesterwesen noch vieles
so geblieben zu sein scheint, wie in der Piolemäischen
Zeit." . . . Wir ersehen hieraus, dass die bei den mittelalterlichen
Hexenprozessen eine so grosse Polle spielenden
Druden male schon im altersgrauen Aegypten als ungewöhnlich
vorkommend verfehmt waren, und dass die
Tonsur der römisch-katholischen Geistlichen von ebendaher
ihren Ursprung genommen hat. Aber noch weit mehr als
das ist duich neuere Forschungen der Aegyptologen
ermittelt worden, nämlich der Ursprung des über den
Hochaltären katholischer Kirchen augebrachten Symbols
der höchsten Gottheit, des Auges in einem von einer
Strahlen-Glorie umgebenen Dreieck, welches jetzt nur auf
die göttliche Dreieinigkeit gedeutet wird. Dieses Symbol
stammt jedoch aus Aegypten und hat in den Pyramiden
seinen mächtigsten steinernen Ausdruck gefunden, welche
Inst f. Grenzgdk
der Psychologli
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