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78 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1897.)
-Schicksal" richtet, ein klassisch kühner Gesang, in welchem
Verfasser die „Marseillaise einer neuen Weltu ahnt, die
unsere gelehrten Autoritäten als Aberglauben und Eselei
verspotten zu dürfen meinen. —
Die Frage, ob der Spiritismus je unter die sogenannten
exacten Wissenschaften eingereiht werden werde, die ihre
Experimente nach Belieben regeln, beantwortet Verfasser
im zehnten Kapitel mit einem entschiedenen Nein; denn
die spiritistischen Phänomene stehen unter Gesetzen, welche
eben nicht die der sogenannten Materie sind. Es handelt
sich dabei immer mindestens um zwei Willen, den des
Experimentators oder des Mediums und den des sich
manifestirenden Geistes. Jedes persönliche Interesse, welches
auf diesem Wege Dinge erfahren möchte, deren Kenntniss
der Mensch durch eigenes Studium erwerben kann, oder
überhaupt nicht nöthig hat, muss nothwendig zu Täuschungen
durch trügerische Geister führen. Auch Aksakorv betont,
dass die Spiritisten selbst dem Spiritismus als Wissenschaft
vielfach am meisten geschadet haben.
Verfasser behandelt dann eingehend die Bedingungen
richtiger spiritistischer Experimente, sowie die Entwickelung,
Behandlung und Entlarvung von Medien, wobei wir uns
nicht weiter aufhalten wollen. Der unbewusste Betrug in
Folge zunehmender Nervosität und die absichtliche Nachhilfe
in Folge von Erschöpfung spielt bekanntlich bei denselben
häufig eine verhängnissvolle Rolle.
Im elften Kapitel findet Verfasser die Antwort auf die
Frage, warum es den Religionen nicht gelungen ist, den
Unsterblichkeitsglauben, den sie pflegten, aufrecht zu erhalten
und den socialen Frieden herbeizuführen , in erster
Linie darin, dass sie sich mehr und mehr in Widerspruch
mit der Wissenschaft setzten, und dass sie trotz den ausdrücklichen
Warnungen ihrer Gründer sich mit den politischen
Machthabern verbanden, um über die Völker autokratisch
zu herrschen, so dass sie sich auf den Caesar, statt auf die
Wahrheit, die Gerechtigkeit und die Menschenliebe, stützten.
Es erscheint ihm unzweifelhaft, dass, wenn Jesus unter
uns lebte, er an die Spitze der socialen Revolution im
Sinne einer friedlichen Umgestaltung aller Verhältnisse der
durch die Convention eilen Lügen entarteten menschlichen
Gesellschaft treten und also voraussichtlich im Kerker oder
auf dem Schaffot sterben würde.
Wenn die Gleichheit auf unserer Erde, wie sie gewisse
Schwärmer verlangen, ein Traum und eine Chimäre ist, so
ist dagegen die zum Himmel schreiende Ungleichheit und
Ungerechtigkeit, wie sie thatsächlich herrscht und durch
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