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Kurze Notizen.
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ursprüngliche Form wieder anzunehmen. Das ist die Manier,
in welcher manchmal Gegenstände fast in einem Moment
aus grosser Entfernung nach spiritualistischen Seancen gebracht
werden, und es ist klar, dass, wenn sie aufgelöst,
dematerialisirt sind, sie mit grosser Leichtigkeit jede feste
Substanz durchdringen können, so z. B. die Wand eines
Hauses oder die Seite eines verschlossenen Kastens. Man
sieht also, dass, richtig verstanden, das, was man gewöhnlich
das Durchdringen der Materie durch Materie nennt, so einfach
ist, wie das Durchdringen von Wasser durch ein Sieb,
oder eines Gases durch eine Flüssigkeit bei einigen chemischen
Experimer ten.*) Da es nun möglich ist, durch eine Aende-
rung der Schwingungsart Materie aus dem festen Zustand
in den ätherischen zu versetzen, so ist es begreiflich, dass
es auch möglich ist, den Process umzukehren und ätherische
Materie in festen Zustand überzuführen. Wie der eine
Process das Phänomen der Dematerialisation erklärt, so
thut es der andere mit dem der Materialisation; und gerade
wie im vorigen Fall eine fortgesetzte Anstrengung des Willens
nothwendig ist, den Gegenstand daran zu verhindern, seine
ursprüngliche Form wieder anzunehmen, so ist genau ebenso
bei letzterem Phänomen eine fortgesetzte Anstrengung nöthig,
um zu verhindern, dass die materialisirte, verdichtete Materie
in den ätherischen Zustand zurüksinkt. Bei den Materialisationen
in einer gewöhnlichen Seance wird die nöthige
Materie möglichst dem ächerischen Doppelkörper des Mediums
entnommen, (eine Operation, welche verhängnissvoll für
dessen Gesundheit, und auch aus verschiedenen anderen
Gründen unerwünscht ist). Dieses erklärt die Thatsache,
dass die materialisirte Form gewöhnlich streng an die unmittelbare
Nähe des Mediums gebunden ist, und dass sie
dem Einflu8s einer Kraft unterworfen ist, die sie fortwährend
nach dem Körper zurückzieht, von dem sie ausgegangen
ist, so dass die Figur, wenn sie zu lange vom Medium
ferngehalten wird, zusammensinkt und die Materie, aus
welcher sie bestand, im selben Augenblicke in den ätherischen
Zustand zurückkehrt und sich wieder mit ihrem Ausgangspunkte
vereinigt.« ....
*) Herr Eerm. Eandrich, New-York, berichtete mir kürzlich, dass
er, dicht vor einem Vorhang stehend, das Durchdringen eines weissen
Gegenstandes durch diesen Vorhang genau an von ihm gewünschter
Stelle beobachtet habe, und dass zuerst eine kleine weisse Wolke erschienen
sei, die sich dann momentan in den weissen Gegenstand
verwandelt habe. Es erscheint demnach, dass zunächst wieder sichtbare
„amorphe" Materie und dann erst, wenn auch unmittelbar darauf,
die Form hergestellt wird.
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