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102 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1897.)
schien, nicht einmal Papier. Das Scharren wiederholte sich,
und wie von einer unsichtbaren Macht festgehalten, hätte
er sich noch eine für diesen Abend gar nicht nothwendige
Arbeit vorgenommen. Da sei ich gekommen!
Hier bei den vielen ähnlichen Phänomenen ist nichts
als Telepathie beschriebener Art im Spiele, die That Maronih
also von grösster Bedeutung für die allgemeine Anerkennung
der bisher als „okkult" bezeichneten Vorgänge. — Albert
Kniepf, Hamburg.
i) Die Entdeckung der Silberschätze im
Schreckenberge bei Annaberg im Sächsischen
Erzgebirge durch einen Traum. — Um das Jahr
1470 wurden bei Schneeberg, südwestlich von Freiberg, das
schon 1218 auf Silber baute, neue reiche Erzanbrüche gefunden
, aus deren Erträgen der Prachtbau der Albrechtsburg
in Meissen erstand. „Noch waren diese Gruben in
vollem Betriebe", — berichtet uns ein Artikel des „Daheim"
in No. 52 v. 26. September 1896, XXXII. Jahrg. S. 827 ff.
über „Die Entstehung der Stadt Annaberg" von H. Ermisch,
— „als sich dem Bergbau ein neues Gebiet erschloss. das
zu ebenso grossen Hoffnungen zu berechtigen schien. Wohl
war in der Gegend, in der heute Annaberg steht, am Pöhl-
berge schon von der Mitte des XV. Jahrhunderts nach Erz
gegraben worden. Aber erst das Jahr 1492 [?] offenbarte
die gewaltigen Reichthümer, die hier verborgen lagen. —
Einem armen Bergmanne Namens Daniel — so erzählt die
Sage — träumte, ein Engel habe ihm einen Baum im Walde
bezeichnet: dort werde er ein Nest mit goldenen Eiern
finden. In der That fand der Bergmann den Baum, aber
vergeblich suchte er in den Zweigen nach dem Nest. Da
erschien ihm nochmals der Engel und befahl ihm, bei diesem
Baume einzuschlagen; er gehorchte und erschloss einen
reichen Silbergang.*) Die Entstehung dieser Sage, die wir
noch heute auf der Rückwand eines 1521 gestifteten Altars
der Annaberger (grossen St. Annen-) Kirche [St. Anna
galt nämlich wie die heilige Katharina und Barbara (ausser
dem heiligen Laurentius) als Schutzpatronin des Bergbaues,
welche Heiligen insgesammt noch in der weit älteren Bergstadt
Dippoldiswalde (vergl. „Psych. Stud.", März-Heft 1890
S. 141 ff.) ihre Kapellen hinterlassen haben] in bildlicher
Darstellung finden, fällt in die ältesten Zeiten der Stadt;
uns ist sie nur ein Beleg dafür, wie gern das Volk für
*) Dieser geträumte Silberbaum mit einem Nest voll goldener Eier
erinnert lebhaft an unseren Artikel: — „Leuchtende Bäume als Visions-
Erreger" — in „Psych. Stud." August-Heft 1896, S. 401 ff. —
Der Sekr. d. Red,
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