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104 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. % Heft. (Februar 1897.)
März bis Mitte September 1497 betrug sie 2847 Mark
3 Loth u. s. w. Sicher ist, dass die Ausbeute sehr reich
war; die zunächst im Dorfe Frohnau neu angelegte Münze
vermochte oft die Menge des eingelieferten Silbers nicht zu
bewältigen; die in ihr geprägten Groschen, die sogenannten
Schreckenberger, waren alsbald im ganze Lande und über
seine Grenzen hinaus wohlbekannt." — Eine solche Peinmark
Silbers hatte nach unserem heutigen Gelde etwa den Werth
yon ca. 300 Em. Hiernach berechne man die obigen Erträge
des neuen Bergwerkes, durch welche es dem Herzog Georg
von Sachsen kurz vor der Zeit der Reformation möglich
wurde, derartige Stadtmauern mit 21 Thürmen, grossartige
Kirchen- und andere städtische Bauten ausführen zu lassen,
wie sie Annaberg binnen kürzester Zeit mit 8000 Einwohnern
erhält, während seine Residenzstadt Dresden kaum
13000 Einwohner zählte. Freilich dauerte dieser grosse
Bergsegen nicht allzulange, aber ihm verdanken wir diejenige
Bergordnung von 1509, welche für alle übrigen Bergwerke
der Welt zum ständigen Vorbilde wurde. Wahrlich, eine
solche Fülle von Segen konnte nur die Erfüllung eines
seltenen und schönen Traumes sein, der sich zur Vision der
Wirklichkeit steigerte und erhob. Wir glauben an diesen
visionär inschauenden Traum und halten ihn auch nicht
für eine blosse Volkssage. Gewöhnlich pflegen ja auch die
schönsten Träume in dem Verlaule der Wirklichkeit abzublassen
und vergessen zu werden, obgleich sie oft die kraftsaugenden
Wurzeln der folgenden Ereignisse bilden. Dieser
Doppeltraum ist gleichsam die Gebärmutter oder der Mutterkuchen
der Stadt, den man nach der Entbindung nicht
weiter beachtet und wegwirft. Der zu seinem Gedächtniss
gestiftete Altar aber ist ein historisches Zeugniss derjenigen
Familie, deren Haupt durch seinen Doppeltraum beglückt
und vielleicht auch entsprechend bereichert wurde. Es
wäre wünschenswerth, noch etwas Näheres über diesen
Altar und dessen ßildniss von einem Ortskundigen zu
erfahren. Albert Schiffner'% — „Handbuch der Geographie,
Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen" —
I. Band (Leipzig, Friedrich Fleischer, 1839) erwähnt leider
auf S. 267 ff. nur ganz kurz unter den fünf in den beiden
Seitenschiffen aufgestellten gothischen Flügelaltären auch
„den mit vergoldetem Eisengitterwerk gezierten Knapp-
schaftsaltar, welchen die Knappschaft in die neue von
1499—1525 erbaute Haupt- oder ^nnen-Kirche (eine der
schönsten evangelischen Kirchen auf Erden) um 1400 Thaler
anschaffte. Er zeige „gute Gemälde nach Dürer'schen
Zeichnungen und aus Dürer'scher Schule, nämlich Heim-
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