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126 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 3 Heft (März 1897.)
II. Abtheilung.
Theoretisches und Kritisches.
Astrologie,
Von Willy Reichel in Berlin.
In den „Neuen spiritualistisehen Blättern" v. 26, Dezember
1895 steht Folgendes unter der Ueberschrift: —
Astrologische Weissagung.
Sorgsam schauten vordem sternkundige Männer zum Aether,
Auf der Gestirne Lauf richtend den spähenden Blick,
Und mit sicherem Spruch, wie die himmlischen Körper sich kreisend
Stellten, verkündeten sie Vielen das dunkle Geschick.
Menschlichem Treiben und Thun das Weltall dienen zu lassen,
Frecher und dümmer fürwahr irrte der Sterbliche nie!
Sch. . . .
Ich habe diese Zeilen, offen gesagt, mit Vergnügen
gelesen, und weshalb? Ich hatte bis vor Kurzem, der ich
mich mit Liebe und ohne Vorurtheil mit jeder Phase des
Occultismus beschäftigte, keine Bestätigung von der Richtigkeit
der Astrologie erhalten können. Der bekannte
occultistische Schriftsteller Karl Kieseweiter hat mir 1892
auf meinen Wunsch eine, glaube ich, acht Seiten lange
Nativität gestellt; welche sich aber in keiner Weise als
richtig erwies, — er hat ja auch bekanntlich mit dem
Horoskop Kaiser Wilhelms IL, das mir seiner Zeit vorlag,
gänzlich Fiasko gemacht. Andere Horoskopsteller haben
mich ebenfalls keineswegs von der Möglichkeit der Richtigkeit
des Einflusses der Gestirne auf das Schicksal des
Menschen überzeugen können.
Etwas musste aber doch an der Sache sein, da mir
geistige Astrologen, die ich durch die Vermittelung des uns
leider genommenen, so hoch veranlagten Mediums, Frau
Valesca Topf er — jetzt in Los Angeles, Californien —
sprach, oft absolut Sicheres aus der Constellation der
Gestirne, wie sie behaupteten, sagten und bemerkten, dass
thatsächlich ein directer Einfluss der Gestirne auf das
Schicksal des Menschen vorhanden sei, dass aber die
Menschen in der Beurtheilung dieser Einflüsse noch sehr
zurück seien. Auch A. J. Davis hat ja in seinem „Tempel"
Leipzig, 1883, W. Besser, Ausführliches darüber gebracht.
Nun aber habe ich andere Erfahrungen machen können.
Im Dezember-Heft der „Psych. Studien" 1896 schreibt
Dr. Wittig, Sekretär der Kedaction der „Psych. Stud." in
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