Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 130
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
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130 Psychische Studien, XXIV. Jahrg. 8. Heft. (März 1897.)

und die Bedeutung der Naturgesetze: — alles hoch philosophische
Fragen. — Wir unsererseits stehen auf dem Boden
des yielverlaehten Wunderglaubens, d. h. wir erkennen den
Begriff des Wunders als einen in sich durchaus rationellen
an und geben die Möglichkeit des thatsächlichen Vorkommens
von Wundern und ihre Nachweisbarkeit zu. Auf diesem
Boden stehen weitaus die meisten Anhänger einer positivchristlichen
Weltanschauung. Sie fassen den persönlichen
Gott als in lebendiger Wechselbeziehung zu der von ihm
geschaffenen Welt auf, und diese Auffassung führt sie zu
der Erkenntniss, dass dieser Gott sich weder des Rechts,
noch der Fähigkeit begeben hat, in die von ihm verursachte
Weltordnung und ihre Gesetze nach freiem, aber stets höchst
weisein Ermessen einzugreifen. Das aber ist das Wunder:
— eine von Gott als unmittelbarer Ursache innerhalb der
sichtbaren Natur veranlasste und als solche erkennbare
Wirkung. — Somit ist das Wunder, vom Standpunkte vieler
Millionen Christen aus betrachtet, der sinnenfällige Beweis
für die Existenz eines persönlichen Gottes, eines Schöpfers
und Regierers der Welt. — Welch ein Ereigniss ist es also,
mit vollem Bewusstsein einen Wunderbericht als authentisch
und offiziell der Oeffentlichkeit zu übergeben! Welch eine
Gelegenheit für den Vertheidiger der christlichen Weltanschauung
, dem Atheismus, Pantheismus, Deismus, dem
Materialismus und Rationalismus einen wahrhaft tödtlichen
Streich zu versetzen! — Das waren die Gedanken, mit denen
wir die oben genannte Schrift zur Hand nahmen und lasen.
Und als wir zu Ende waren, da überkam uns ein bitteres
Gefühl der Enttäuschung. Also das ist die 'aktenmässige'
Darstellung von Wundern? Auf diese Weise vertheidigt
ein Doctor der Theologie und Bischof eine der wichtigsten
Positionen des Christenthums ? Dem Hohn und Spott setzt
er es aus, und mit Lachen wird die moderne Wissenschaft*)
auf sein Buch hinweisen als auf einen neuen, schlagenden
Beweis für die Leichtgläubigkeit und Oberflächlichkeit
kirchlicher Wissenschaft, und für den Köhlerglauben christlicher
Kreise. — Und doch, der Wunderglauben ist kein

*) Das Lachen der modernen Wissenschaft und ihr Spott wäre
übrigens noch kein Beweis gegen diesen Wunderglauben, wie wir
Spiritualisten ganz genau kennen gelernt haben; denn diese Wissenschaft
streitet sogar erwiesene Tbatsachen dreist ab oder ignorirt sie,
wenn sie ihr. nicht in den Kram passen. Auch ist noch nicht alles
ungenügend Erwiesene deshalb total verwerflich und irrthümlich,
worüber wir mit dem Herrn Verfasser noch ein besonderes Wörtlein
sprechen könnten, wenn das hier nicht zu weit führte. —

Der Sekr. d. Red.


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