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v. Gaj: Ein erschreckendes Alpdrücken. 14j
Spiritismus zu studiren anfing. Und heute noch gehe ich
zu, dass meine damalige Erklärung richtig sein könnte; aher
ich selbst halte es, nach meinen jetzigen mystischen Erfahrungen
, für glaubwürdiger, dass ich es dann nicht mit
einer Hallucination, sondern mit einem wirklichen
Phantome zu thun hatte.
Nachdem ich nämlich jetzt zu grübeln angefangen habe,
welche transscendentalen Einflüsse in diesem Falle ein
Interesse daran gehabt haben könnten, mich aus dem Zimmer
und Bette zu vertreiben, erinnerte ich mich, dass einige
Jahre vor diesem Ereigniss in demselben Hause ein Neffe
meiner Grossmutter gestorben war, welcher das Bett, in
welchem ich später schlief, benützte. Es ist also sehr
wahrscheinlich, dass ihm die Benützung dieses Bettes durch
mich nicht gefiel, da er auch in seinem Leben als brustkranker
Mensch sehr launenhafter und mürrischer Natur
war und mich nicht besonders liebte, und solcherweise wohl
meine Entfernung bezweckte und erwirkte. Ich bin mir
vollkommen bewusst, dass diese meine jetzige Meinung viel
naiver erscheinen muss, als die vorige, aber dieses hindert
mich nicht, selbe auszusprechen, da ich weiss, dass es Vieles
zwischen Erde und Himmel giebt, wovon sich unsere Schulweisheit
nichts träumen lässt; da ich ferner weiss, dass auch
die augenscheinlich sehr naiven Klopftöne transscendentalen
Ursprunges sind; da ich weiterhin von der Existenz
der Geisterwelt, sowie der Möglichkeit ihres Wirkens in
unsere Sphäre herein unter gewissen Vorbedingungen überzeugt
bin und es mir solcher Weise ^iel wahrscheinlicher ist,
dass meine gesunden, jungen, skeptischen Augen nicht das
Opfer einer Hallucination waren, sondern etwas Reales sahen.
Selbst der immense, unnatürliche, auch weiterhin
dauernde Schrecken, obwohl ich an nichts Uebersinnliches
glaubte, beweist mir, dass dieser Eindruck von aussen kam
und nicht von meinen gesunden Nerven. Ich hatte früher
und später Alpdrücken in geiingem Maasse, aber nie fiel
mir ein, etwas Uebernatürliches darin zu erblicken; ich hatte
früher und später, wie jeder Mensch, zeitweise schreckliche
Träume, aber nie jagten sie mir irgend welchen Schrecken
ein, wenn ich aufwachte, oder wurden zur Ursache einer
Hallucination* Ich war jung, gesund, kräftig, aussergewöhn-
lieh heiter und lebenslustig, dachte an Liebe und keine
Geister, glaub'e mit keinem Atome meines Verstandes an
Geister oder dem Aehnliches, und doch konnte ich nie
wieder in diesem Bette schlafen — auch bei Tage nicht.
Ich schämte mich dieser Furcht, konnte sie aber nicht
besiegen, obwohl ich sonst in jeder Hinsicht muthig bis zum
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