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152 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 3. Heft. (März 1897.)
letzter Zeit so viel angefeindete Medium Musapia Paladino,
wie aus unseren neulichen Mittheilungen über den Münchener
Psychologen-Congress im November-Heft 1896 S. 597 ff. und
December-Heft 1896 S. 676 ff. hervorgeht, hat eine erneute
glänzende Rechtfertigung erhalten durch die in den „Annales
des Sciences Psychiques", herausgegeben von M. le
Dr. Dariex zu Paris bei Filix Alcan, 108, Boulevard Saint-
Germain, in Nr. 6 vom November- und December-Heft 1896
des 6. Jahrgangs, enthaltene, das ganze Heft von pag. 321—
380 erfüllende Abhandlung, betitelt: — „Erfahrungen
über Eusapia Paladino, gemacht zu Paris im September 1896"
— von den Herren Boissaux, Sully Prudhornme, Emil Desbeaux,
Marcel Mangin, Anthonny Guerronnan und Xaver Dariex. Wir
hoffen später auf diese gediegene Arbeit etwas eingehender
zurückkommen zu können.
d) Versammlung Leipziger Spiritualisten.
— Aus dem Vortrage: — „Die sittliche Weltanschauung
auf spiritualistischer Grundlage",
— welchen der ehemalige Rittmeister a. D. Freiherr
v* Mrhardt aus Düsseldorf in dem reizend ausgestatteten
Saale des „Hotel Palmbaum" vor einer stattlichen Zuhörerschaft
hielt, geben wir Folgendes wieder: — Der Mensch
ist ein bewusstes Wesen, aber er kann noch nicht die
höchste Stufe des Bewusstseins im Weltall darstellen, denn
er vermag sich selbst nicht zu begreifen. Daraus folgt als
logische Nothwendigkeit, dass es noch Intelligenzen ausser
ihm giebt, deren höchste der allumfassende und allwissende
Gott ist. Hierin liegt die logische Berechtigung des Spiritualismus
. Die praktische liegt in den Experimenten, aus
welchen für ihn, den Redner, nach mehrjähriger Erfahrung
und gründlicher Prüfung mit verschiedenen Medien, die feste
Ueberzeugung hervorgegangen sei, dass es einen Verkehr
gebe mit der geistigen Welt, welche die irdische umfasse
und darüber hinausgehe. Dieser Glaube sei für die Menschheit
eine Wohlthat und Nothwendigkeit. Redner tadelt mit
scharfen, treffenden Worten die materialistische Weltanschauung
, welche die Erstrebung eines glücklichen Lebens
auf Erden predige. Dies sei ein Hohn den unheilbaren
Kranken und Elenden gegenüber, für welche es kein Glück
auf Erden gebe. Dies sei das Grosse am Spiritualismus,
dass er gerade dem Aermsten und Elenden mit der Kraft
der Ueberzeugung sage: — „Auch du bist zum Glück geboren
!" — Schon das Christenthum hat dies gethan, aber
die spiritualistischen Vorstellungen vom Jenseits wären
höher, reiner und überzeugender. In Bezug auf seinen
bekannten Process bemerkte v. Erhardt, man habe es ihm
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