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Kurze Notizen.
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durch den Haberfeldmeister Kitts und dessen Genossen in
der Nacht vom 26. zum 27. October 1895 zur Ausführung
hatte bringen lassen, — ein durch ein Jahrtausend hindurch
durch stillschweigendes Geschehenlassen geheiligter Missbrauch
, ein Fehmgericht Oberbayerns (vergl. „Psych. Stud.4'
December-Heft 1893 S. 580 ff.) — sämmtliche Beschwerden
des Angeklagten für unbegründet erachtet und die Revision
sämmtlicher Beschwerdeführer verworfen, weil das Urtheil
weder wegen seiner, noch hinsichtlich der anderen Beschwerdeführer
einen Rechtsirrthum erkennen lasse. Ein
Schaden war dem damals geächteten Wirthshause trotz
Schreiens, Lärmens und Schiessens weder an Menschen noch
an Sachen geschehen. (Nach dem „Leipziger Tageblatt"
v. 22. Januar er.)
h) Ueber „Gottfried Jost, den Schläfer von
Dorlisheim" — ist von G. Rdbond eine Broschüre von
27 S. gr. 8° zu Strassburg, in Commission bei Lindner1 %
Buchhandlung (Schleäer Sc Schweikhardt), 1896, Preis: —
M. 0,50, erschienen, welche eine kurze Lebensgeschichte des
wegen seiner heilmagnetischen Praxis Verurtheilten und
seinen Process, sowie am Schlüsse die Mittheilung enthält,
dass Jost nach seiner Befreiung aus dem Gefängnisse zwar
nicht mehr die Heilkunde in hypnotischem Zustande ausübe,
aber Jedermann seinen Rath und die durch langjährige
Erfahrungen gesammelten Kenntnisse für Krankheiten weiter
zur Verfügung stellen wolle. — Der Zudrang zu ihm soll
wieder derselbe wie in früheren Jahren sein. Die Eisenbahnzüge
, welche während eines Jahres nur wenige Passagiere
nach Dorlisheim brachten, sind wieder von Kranken angefüllt,
die alle dankbar Josfs Heilverfahren preisen. (Vergl. „Psych.
Stud." September-Heft 1895 S. 426 ff. und seinen Process
im Jahrgang 1894)
i) Die sächsischen Stadträthe, Gerichte und der
Spiritismus. — * Zwickau, 3. Februar. Spiritistischen
Unfug führte am 29. v, Mts. die 25jährige Bergarbeitersehefrau
Lina Gerber geb. Wagner aus Planitz vor einer
grossen Menge Besucher der Hauptverhandlung gegen die
Genannte vor hiesigem königlichen Landgericht vor, indem
sie scheinbar in Schlaf und Zuckungen verfiel und sich laut
mit den Geistern unterhielt, dann aber, als der Vorsitzende
energisch drohte, sie aus dem Sitzungssaal entfernen zu
lassen, wieder ihren normalen Zustand annahm. Die Gerber
hatte hier wie auswärts mehrfach bei spiritistischen Zusammenkünften
als Medium gewirkt und durch ihr Gebahren,
wie sie es auch in der Gerichtsverhandlung vorführte, das
Publikum getäuscht.[?] Der hiesige Stadtrath belegte sie
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