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162 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 4. Heft. (April 1897.)
Vor der Seance untersuchten wir das Kabinet, welches,
wie zuvor, zwischen den zwei Fenstern des Speisezimmers
aufgestellt und aus der nämlichen dreifaltigen spanischen
Wand gebildet war. Aber dieses Mal war innerhalb
desselben noch eine andere dreifaltige spanische Wand
aufgestellt, die aus Seide bestand und von der Baronin P.,
die jetzt zugegen war, ausgezeichnet bemalt war. Diese
Malereien wurden von allen Gästen viel bewundert, und
dann wurde ein kleiner Tisch, auf den Papier und ein
Bleistift gelegt waren, hinein gestellt in die eine Ecke des
Kabinets, und die Vorhänge wurden zugezogen.
Das Medium nahm seinen Sitz auf einem Stuhle vor
dem Kabinet, und die Gäste nahmen ihre bestimmten Plätze
wie das letzte Mal in einem Kreise von der rechten Seite
des Kabinets bis zur linken ein. Diesem zunächst sass
dies Mal Frau Baronin P., dann ihr zunächst Frau Fidler,
alsdann ich, meine Gattin, Herr Fidler, Frau Bille-Dahl, und
ein wenig vor und zwischen Frau Fidler und mir sass, wie bei
der letzten Gelegenheit, das kleine Mädchen. Es war gegen
8h 30m f als das Licht an der Zimmerdecke ausgelöscht ward
und die Sitzung begann.
Wie früher, kam das Licht durch eine grosse röthliche
Glasscheibe in der (am Kabinet) links befindlichen Wand,
und sowohl das Medium wie der Cirkel konnten deutlich
gesehen werden; aber als nach einer Weile das Licht
niedriger geschraubt worden war, konnte man nochi immer,
obgleich matt, die Gegenstände im Zimmer und das Medium
in seinem weissen Kläde erkennen.
Nun ereignete sich etwas Seltsames. Mit einem Mal
sagte das Medium: — ^Bev Tisch oder irgend Jemand
stösst mich von innerhalb des Kabinets her!" — Unmittelbar
darauf: — „Jetzt schieben sie es aus dem Kabinet
heraus!" — und in demselben Moment kam der Tisch
herausgeglitten bis in die Mitte des Zimmers, auf seiner
Oberfläche schimmernd als wie von Phosphor, Augenblicks
gab es ein grosses Geräusch, und das Medium schrie auf:
— „Jetzt kommt die spanische Wand nach!" — was sich
als wahr erwies, denn die einseitig bemalte spanische Wand
wurde denselben Weg wie der Tisch herausbefördert, und
beide mussten ausserhalb des Oirkels gebracht werden.
Die Frau Baronin P., welche nebenbei auch ein gutes
Medium ist, bemerkte nach dieser Episode, dass sie wusste,
die spanische Wand würde im Kabinet nicht verbleiben
dürfen.
Der Cirkel hatte sich wieder in Ruhe niedergelassen,
die Frau Baronin sprach ein Gebet und ein Gedicht, und
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