http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0179
ichtenstein: Ein somnamb. Visionär als gleiehzeit. Heilmediuin. 171
spricht zu mir: — „Kennst Du mich noch?" — „Ja", —
sagte ich; — „Ihr seid doch die Grossmutter." — „Ja, ich
bin es." — Nun frug ich: — „Seid Ihr das damals in
Charlottenburg gewesen?" — „Ja, siehst Du, mein Junge,
ich wollte Dich nicht um's Geld bringen, aber Du warst ja
gar nicht zu bändigen u. s. w." — Am anderen Morgen
sagte meine Cousine zu mir: — „Ich sehe vor Dir ein Kreuz,
einen Kelch und eine Krone." — Damals kannte ich die
Bedeutung nicht, heute weiss ich, dass ich von dem Kelch
getrunken habe. Von diesen Tagen an war mein erster
Lebensabschnitt beendet, und nach geistigen Vorschriften
musste ich andere Wege gehen. Ein halbes Jahr habe ich
allein Sitzung abhalten müssen und stand mit meiner Cousine
in enger Verbindung. Wenn von uns gegenseitig ein Besuch
stattfand, wurde uns dieses durch Geister mitgetheilt,
dass wir uns abholen konnten. Ich wohnte seiner Zeit in
Lindenau bei Leipzig und habe sie oft vom Bayrischen
Bahnhofe abgeholt, was sich stets bewahrheitete.
So haben wir oft grosse Beweise erhalten, die jedenfalls
nicht vielen Menschen zu Theil geworden sind. Später hatte
meine Cousine ihr Asyl auch in Lindenau aufgeschlagen,
ich aber war bereits in Altenburg. Eines Tages fühle
ich eine Schwere im Körper, als wenn ich recht schwer
krank wäre, legte mich von einem Platz zum anderen und
komme dabei auf den Gedanken, die Tafel zur Hand zu
nehmen. Sofort schrieb es: — „Ich gehe zu meinem guten
Vater. Anna" — Diese Worte glaubte ich natürlich nicht
und wollte die Tafel fort legen, aber sofort schrieb es
wieder: — „Seid nicht so ungläubig, geht noch heute zum
Begräbniss. Michael." — Ich sass nahe dem Sopha: — da
sitzt plötzlich meine Cousine darauf und sieht mich ernst
an und winkt einige Male und verschwindet. Wir waren
mit der Trauerbotschaft übergangen worden, und doch kamen
wir noch zur rechten Zeit zum Begräbniss.
Meine Frau und ich waren im Jahre 1893 zum Sommerfest
in Mülsen, wo auch Frau Demmler anwesend war, und
wir erhielten von ihr eine Einladung zur letzten Abschiedssitzung
, worauf sie nach Amerika reiste. Herr Haueisen,
bei dem die Sitzung stattfand, spielte Guitarre, Herr Kaufmann
Seemann aus Klingenthal sang ein von den sich mani-
festirenden Geistern gewünschtes Lied, was von einem
materialisirten Geiste mitgesungen wurde, welcher 3 Schritt
von dem Vorhang entfernt stand und während des Gesanges
3 mal ins Cabinet zurückging, um neue Kraft zu
schöpfen. Und so kamen bis 16 verschiedene Geistergestalten
hervor, welche meist in Keimen gesprochen haben.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0179