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Lichtenstein: Ein somnamb. Visionär als gleicbzeit. Heilmedium. 175
mir, ich sollte es ihr doch ja nicht übel nehmen, dass sie
mich gestört hätte, aber die Geister hätten ihr gar keine
Ruhe gelassen. Heute ist sie vollständig gesund. —
Eines Tages wollten wir einen Vortrag des Dr. Cyriax
besuchen. Meine Frau sowie noch ein Fräulein waren schon
vorausgegangen. Als ich die Treppe herunter vor die Hausthür
trete, sehe ich meine Frau um die Hausecke
nach dem Hof und Garten gehen. Demzufolge
warte ich nun längere Zeit, und da es mir gar zu lange
dauerte, war ich eigentlich erschrocken, indem ich nun
glaubte, es sei ihr unwohl geworden. Ich sah schnell nach,
konnte sie aber nirgends finden, und eilte nun schnell die
Strasse entlang nach, wo sie Beide auf mich zu kamen und
ebenfalls auf mich gewartet hatten.—
Eine Frau, von nicht guten Verhältnissen umgeben,
hatte starken Blutverlust, und es war auch noch Schlag-
anfall dazu gekommen, dass selbige einen traurigen Anblick
darbot. Zu Hause angekommen, setzte ich mich an den
Schreibtisch und dachte über ihren Zustand nach und bat,
Gott möchte doch eine Aenderung schafien, oder geistige
Freunde senden, die Hülfe bringen. Ich sah nach der Wand
zu, wo die Sonne grell herein schien. Da entsteht an der
Wand einweissesLichtin der Form einer recht grossen
Sonnenrose, von der Mitten aus sich langsam drehend, die
scharfen weissen Strahlen auf mich zu werfend, so dass ich
unwillkürlich die Hände vor's Gesicht legen musste, um
hinsehen zu können. Das Licht entfernte sich durch die
Wand, und es war, als wenn es ein Loch hinterlassen hätte,
wo ich es noch entfernt beobachten konnte. Von Stunde
an war Besserung eingetreten, und die Frau verdient heute
noch ihr Brot in einer Cigarrenfabrik. —
Kommt ein Herr aus Treben bei Altenburg zu mir und
befrug mich über sein Kind und erzählte, dass, trotzdem
sein Töchterchen schon so viele Medicin bekommen habe, es
immer noch beim alten mit ihr sei. Es spiele immer mit
anderen Kindern, wo doch keine vorhanden sind, nannte
bekannte Namen, welche aber gestorben sind, und die es
auch nicht gekannt hat. Wenn aber schwarze Männer
kommen, so sagt es das Kind auch, weil dann Krämpfe
eintreten; und wollen die Eltern schnell zum nahe wohnenden
Doctor gehen, so spricht das Kind: — „Ach Mutter, geh
doch nicht, das nützt doch nichts. Ehe der Doctor kommt,
sind sie längst fort und lachen nur darüber." — Zur Behandlung
meinerseits ist es nicht gekommen, weshalb ich
demzufolge den weiteren Verlauf nicht angeben kann.
(Schluss folgt.)
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