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180 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 4. Heft. (April 1897.)
JNicht uninteressant ist die wiederholt angeführte Bemerkung
, dass unmittelbar , bevor die Erscheinung eintrat,
Herr G. H. in tiefes Nachsinnen versunken gewesen sei.
Sieht dies nicht so aus, als ob Herr C. H. instinctiv
einen Umstand hervorgehoben hätte, der ja nach seiner
Erklärung völlig belanglos und mit der beschriebenen Erscheinung
absolut nicht in Zusammenhang zu bringen war
den er aber vielleicht unbewusst dennocb als nicht bedeutungslos
empfand?
Dr. Emil v. Krasnicki.
Eine merkwürdige Krankheit
Von Dr. med. Reissig* in Hamburg.
„Es ist selbstverständlich, dass man bei kritischer
Beurtheilung der occulten Erscheinungen immer vom Standpunkte
der phänomenalen Gesetzmässigkeit und Erklärung
zuerst ausgehen muss und nur dem eine entscheidende
Bedeutung geben darf, was eben von diesem Standpunkte
aus nicht erklärt werden kann, weil es mit der phänomenalen
Gesetzmässigkeit in geradezu unlöslichem Widerspruche
steht. Es ist um so nothwendiger, dies hervorzuheben, als
die Wenigsten im Stande sind, deR Unterschied einzusehen
zwischen dem, was man entweder aus Unachtsamkeit der
Beobachtung, oder aus Unkenntniss nicht erklären kann,
und/dem, was zu erklären insofern unmöglich ist, weil es
der phänomenalen Gesetzmässigkeit widerspricht." — Diesen
nicht genug zu beherzigenden Worten Heilenbach'* *) folgend,
will ich kurz zu dem von Dankmar in Heft 1 der „Psych.
Stud." S. 9 erwähnten Krankheitsfall einige Bemerkungen
machen.
Es wird dort nach einer Zeitungsmittheilung**) von einer
32 jährigen Frau berichtet, welche während Nervenanfällen
die verschiedensten Gegenstände, darunter solche von beträchtlicher
Länge verschluckt hat. Dankmar glaubt, wir hätten
ganz neuerdings ihre aufklärungsstichtigen „Tragödien und Komödien
des Aberglaubens" in ihrem Jahrg. 1896, die vielfach ebenso wenig
stichhaltig sind. — Der Sekr. d. Ked.
*) Heilenbach: — „Die neuesten Kundgebungen einer intelligiblen
Welt." S. 6. —
**) Aus der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift", vom Oberarzt
Dr. Fricker aus dem Evangel. Hospital in Odessa mitgetheilt als
beobachtet am 6./18. Juni 1896. Am 12 .Juli verliess die operirte, von
ihren verschluckten Gegenständen im Magen befreite Frau geheilt das
Hospital. Näheres s. „Leipz. Tagebl." Nr. 37. v. 21. Jan. 1897 S. 517.
Der Sekr. d. Red,
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