Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 181
(PDF, 203 MB)
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Keissig; Eine merkwürdige Krankheit.

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es bei dieser Frau mit Besessenheit zu thun und die grossen
Gegenstände wären nicht verschluckt worden, „weil die
Injecta dazu zu gross gewesen sind," sondern wir müssten
eine mystische Durchdringung der Materie annehmen. Es
fragt sich also, ob wir das Vorhandensein von umfangreichen
Gegenständen im Magen auf natürliche Weise, d. h. durch
Verschlucktwerden erklären können, so dass, wenn dies der
Fall ist, die vom Verfasser jenes Artikels gemachte Annahme
wegfällt; denn die natürlichste Erklärung werden
wir, wie schon oben erwähnt ist, zu bevorzugen haben.
Aus der inzwischen veröffentlichten Krankengeschichte
ersehen wir nun Folgendes: — die Patientin in Odessa litt
angeblich in ihrer Jugend und später an „hysterischen"
Beschwerden und schnell vorübergehenden Nervenstörungen,
deren Natur unbekannt ist. Zu der Zeit, als sie die Gegenstände
verschluckte, war sie jedoch von ausgesprochener
Melancholie befallen, einsr wohl charakterisirten und auch
dem Laien durchschnittlich bekannten Krankheit. Die
Gefährlichkeit derselben besteht darin, dass die Patienten
unter gewissen Umständen plötzlich den Entschluss fassen,
sich das Leben zu nehmen, welchen sie dann mit grosser
Rücksichtslosigkeit und vielem Raffinement in's Werk zu
setzen versuchen. Diesen Entschluss fasste auch die Patientin.
Sie trank, um ihn auszuführen, Petroleum und Oarbollösung,
verschluckte Nadeln, kleine Knöpfe und Nägel. Als die
gewünschte Wirkung nicht erzielt wurde, ging sie zu
grösseren Gegenständen über, und als auch dann der Erfolg
ausblieb, verschluckte sie eine Häckelnadel, Glasstücke,
Kaffeelöffel, ein Stück Eisen und als längsten Gegenstand
eine Gabel (20^2 cm lang, 84,75 gr schwer). Die meisten
Stücke wurden bei der Operation gefunden, nur eine geringe
Anzahl war durch den Körper selbst entfernt worden. Auf
die Frage des Arztes, wie sie diese ziemlich umfangreichen
Gegenstände habe verschlucken können, erwiderte sie ganz
ruhig: — „Oh, es geht ganz leicht, mit dem Handgriff
voran.1* —

Die Frau giebt demnach selbst zu, dieselben verschluckt
zu haben, und zwar hatte sie den durch ihre Krankheit
bedingten plausiblen Grund, auf diese Weise Selbstmord
zu verübln. Man könnte ja einwenden, dass die Angaben
der Patientin nicht glaublich seien; aber abgesehen davon,
dass wir keinen Grund haben, an ihnen zu zweifeln, ergiebt
sich schon aus der medicinischen Litteratur der letzten
Jahre, dass äusserst lange Gegenstände verhältnissmässig
leicht verschluckt werden können, noch dazu unter äusseren
Verhältnissen, welche an occulte Erscheinungen nicht denken


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