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194 Psychische Studien. XXIY. Jahrg. 4. Heft. (April 1897.)
Person ohne Gedankenübertragung wieder erkannt wird.
Nebenbei bemerkt, muss übrigens auch die Gedankenübertragung
materieller Natur sein; die Gedankenphotographie
wäre demnach nur eine indireete, darum aber schwierigere
Art derselben. Zwar liegt nun die Gedankenstrahlung noch
weit ab von der Strahlung der Sonnenkorona, denn diese
können wir unter Umständen noch deutlich sehen, jene aber
nicht. Doch ist hier zunächst die Thatsaehe in's Auge zu
fassen, dass auf einer gänzlich unpräparirten Metall- oder
Glastafel eine unsichtbare Bildwirkung entstehen kann, —
jedenfalls durch „unsichtbare", odische Fluoreseenz.
Sonderbar freilich, dass die hell leuchtende Sonnenscheibe
ein solches Bild nicht hinterlässt, aber vermuthlich vergeht
nur ihr Bild sofort, während das durch die Strahlen der
Korona gebildete anhält. Das Koronalicht hat also andere
electri8che oder odische Eigenschaften, als dieses Licht der
Sonnenfläche. Obgleich es viel feiner ist als dieses, erlischt
die von ihm erregte Fluoreseenz nicht so bald, und es fehlt
nicht an ganz ähnlichen Thatsachen auf anderen Gebieten.
Z. B. wirken bekanntlich potenzirte und hoehpotenzirte
homöopathische Arzeneien viel nachhaltiger und länger im
Organismus als die nicht oder nur wenig potenzirten, d. h.
odisch weniger oder gar nicht verfeinerten*) Die Dauer
der "Wirkung steht hier im umgekehrten Ver-
hältniss zur Ooncentr ation des wirkenden
Fluidums, und während also die Stärke abnimmt,
wächst bei Verfeinerung des wirkenden Ods
die Spannung. — Die höher gespannten Strahlen der Korona
würden demnach das anhaltende odische Fluoresciren der
unpräparirten Platte veranlassen.
Von Reichenbach wurde übrigens auch beobachtet, wie
sich das Odlicht wesentlich länger erhielt als die Phänomene,
wodurch es erregt wurde, — es tauchte an einem Drathe
später auf als der durchgeleitete electrische Funke, verging
ebenso auch nur langsam. Auch schreibt er Band II seines
Hauptwerkes: — „Der sensitive Mensch" — S. 171,
dass sich das Odlicht im Auge viel länger
erhält, al]s gewöhnliches Licht, und meint, es
müsse mit diesen Eindrücken im Auge eine Odverladung
auf dieses Organ selbst verbunden sein. Eine sehr bemerkens-
werthe Analogie aber bietet die grosse Haltbarkeit der
hohen Arzeneipotenzen in der Homöopathie; sie bekunden
eine für ihre Feinheit ganz erstaunliche Adhäsion an ihren
*) VergL^hierBU „Psych. Stud." Mai-Heft 1896 S. 228 ff. —
Der Sekr. d. Red.
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