http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0211
Kurze Notizen.
203
geehrter Herr, wissen, in vollem Umfange auch für das
Gebiet, welches wir Occultismus nennen. Ja, was nennen
wir, was verstehen wir denn eigentlich unter „Occultismus" ?!
Dies möchte ich eben gerne von Ihnen wissen! Es muss
doch zu allernächst ein Gebiet scharf definirt und abgegrenzt
werden, bevor man auf demselben gewinnbringend arbeiten
kann. Solange nicht einmal über den Begriff des Occultismus
und damit über seine Ziele und damit endlich über die
Mittel und Wege, jenes Ziel zu erreichen, völlige Klarheit
und Einigkeit unter allen Mitarbeitern herrscht, so lange
kann natürlich auch von einer gedeihlichen Gesaramtarbeit
nicht die Rede sein. Fast alle Mühe und Arbeit ist umsonst,
fast jeder Einzelerfolg bleibt illusorisch, Es fehlt die
Synthese. Es fehlt das geschlossene Zusammengehen aller
Richtungen!
Um nun — zuuächst in Deutschland — eine Einigung
über das in Rede stehende Gebiet endlich wenigstens anzubahnen
, erlaube ich mir, an Sie, sehr geehrter Herr, dessen
Verdienste um die Sache des Occultismus mir bekannt sind,
die folgenden Fragen zu richten und um deren baldige
Beantwortung behufs Publication zu bitten: — 1) „Was
verstehen Sie unter Occultismus?" — 2) „Welche Ziele hat
nach Ihrer persönlichen Ansicht der Occultismus?" — 3) Mit
welchen Mitteln, durch welche Methodik glauben Sie, dass
diese Ziele am besten erreicht werden können?" — Nach
Einlauf der Antworten auf diese Fragen, welche ich einer
grösseren Anzahl von hervorragenderen Fachleuten aller
occultistischen Richtungen und Schattirungen zu unterbreiten
mir gestattet habe, beabsichtige ich, — mit Ihrer Erlaubniss,
— die Enquete in Form einer Broschüre zu veröffentlichen.
Die Antworten dürften, beiläufig gesagt, einige Druckseiten
wohl nicht überschreiten» In der Hoffnung, dass Sie mein
Vorgehen billigen und unterstützen, und in der sicheren
Erwartung, dass es uns damit gelingen wird, aus allen
Antworten einen festen Kern herauszuschälen, d. h. gemeinsame
, für Alle annehmbare Gesichtspunkte zu gewinnen,
welche dann zu einer Richtschnur gemeinschaftlicher Arbeit
gemacht werden und unserer idealen Sache zum Segen
gereichen könnten, unterzeichne ich mich mit vorzüglicher
Hochachtung Dr. med. Ferdinand Maack, Hamburg-
St. Pauli, Feldstr. 53, p*)
* Der geehrte Herr Verfasser dieses Aufrufs an alle Okkultisten
und Spiritisten wird unseren Lesern noch aus seinen früheren Artikeln
und Bemühungen um Fragebogen über Geistererscheinungen (s. „Psych.
Stud., November-Heft 1887, S. 481 ff.) in gutem Gedächtniss sein.
Unsere Antwort hierauf kann nur das Programm der „Psych. Stud.'4
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0211