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Kurze Notizen.
e) Was die katholischen Theologen Alles
vom Teufel glauben. — „Der Beobachter" aus Stuttgart
Nr. 53 v. 5. März er. berichtet: — * „Der Teufel
spukt immer noch, wenn auch die Karnevalszeit vorüber
ist. Aus den von uns bereits erwähnten Schriften des
Professors Dr. Baute an der Akademie zu Münster theilt
der ehemalige Jesuitenpater, Graf Paul Hoensbroech noch
einige Einzelheiten mit, die ebenfalls auf vielseitiges Interesse
rechnen dürfen. Vom Teufel heisst es da: — ,Der Teufel
bildet aus geeigneten Stoffen für sich selbst, oder für andere
Zwecke, Körper, die menschlichen oder thierischen Leibern
nachgebildet sind, und giebt ihnen durch mechanische Kraftanwendung
die entsprechenden äusseren Qualitäten*). . . Dass
der Teufel hier und da in einem wirklich organisierten Leibe
erscheine, indem er sich eines menschlichen Leichnams bemächtigt
, wird von den Theologen als möglich zugegeben/
— Ueber das Fegfeuer werden noch folgende Einzelheiten
mitgetheilt: — ,Der gottseligen Lindmayr starb ihr noch
nicht vier Jahre alter Neffe Ignaz und erschien ihr nach
einigen Tagen ganz traurig, mit einem schlechten Röcklein
angethan. Sie betete für ihn, und am folgenden Tage trug
ihn sein Schutzengel in den Himmel, . . Der ehrwürdigen
Franziska erschienen zwei Päpste und baten nach langem
Fegfeuer um Hilfe; ebenso ein Kardinal-Erzbischof und ein
spanischer Erzbischof.' — Dass Päpste und Erzbischöfe ein
langes Fegfeuer auszustehen hatten, erscheint nicht unglaublich
, sobald die Existenz des Fegfeuers angenommen wird
und man sich vergegenwärtigt, welch ein Sündenleben manche
Päpste und Bischöfe des schönen Mittelalters geführt haben,
selbst sein, welches der Herr Herausgeber im Januar-Heft 1874
beim Beginne seines Journals veröffentlicht und duroh nun 24 Jahre
durchgeführt und wiederholt im Januar-Heft 1896, S. 11 ff. angedeutet
und in allen seinen Werken, besonders im „Animismus und Spiritismus
" (Leipzig, Oswald Mutze. 1894.2. Aufl.) klargelegt und praktisch
angewendet hat. Denn der Okkultismus als Forschungsgebiet alles
noch Unerklärten und Unerklärlichen muss in gut beobachteten Fällen
schliesslich doch zum Spiritismus oder dem Beweise des Fortlebens
unserer Seele in einer transscendentalen Geisterwelt führen, die
ihre Verknüpfung und Verbindung mit unserer sinnlichen Welt beständig
lebhaft zu dokumentiren sucht. Alle Religionen auf Erden
sind schon gläubiges Entgegentrachten, Emporstreben und Sichsehnen
zur jenseitigen Welt, — Okkultismus und Spiritismus jedoch experimen-
tiren behufe Feststellung ihrer Grenzlinie. — Der Sekr. d. Ii ed.
*) Diese Lehre könnte als eine theologische Abwehr der neueren
und neuesten Materialisations-Erscheinungen betrachtet werden, falls
dieselben alle nur vom Teufel bewirkt würden. Aber das glaubt die
katholische Kirche in ihren Heiligen - Visionen und Christus- wie
Mutter-Gotteserscheinungen ja selbst nicht durchweg, sondern lässt
letztere als wahre Materialisationen gelten. — Der Sekr. d. Ked.
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