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Kurze Notizen.
Kaufbeuren zeigte sich der Teufel in Gestalt einer Nonne,
eines Jägers, oder auch in verschiedenen Thiergestalten. Er
sucht sogar die Gestalt der heiligen Jungfrau und Christi
nachzuahmen/**) — Nach GÖrres sind seine Erkennungszeichen
die folgenden: — ,Er ist jedes Mal mitten durch die Umhüllung
zu erkennen. Er ist entweder schwarz, unsauber,
stinkend, furchtbar, oder doch wenigstens erdunkelnd; dabei
hässlichen Angesichts, mit schnabelartig gebogener oder platter
Nase, versteckten, flammenden Augen, krallenden Händen
und Füssen, die Beine haarig, oft eines oder das andere
lahm, die ganze Statur ißt nie proportionirt und wohlgestaltet,
sondern immer etwas ungewöhnlich und die innere Unschöne
verrathend.' — Da haben wir ja jetzt Gottlob den ganzen
Steckbrief des Teufels, wenn er uns einmal vor die Augen tritt."
f) Geistlicher Exorcismus gegen einen Spuk.
— München, 16. März. — Die „Münch. Neuesten Nachr."
schreiben: — „Im Rückgebäude des Hauses Nr. 24 an der
Parkstrasse nahm der Stadtpfarrvicar von St. Benno
den Exorcismus vor (ob den grossen oder kleinen,
konnten wir nicht erfahren), und zwar auf Wunsch einer
dortigen Inwohnerin. Seit geraumer Zeit 'spukt' es
nämlich in deren Wohnung. Der 'Spuk1 äussert sich, wie
sie behauptet, Nachts durch starkes Geräusch, Poltern,
Seufzen, so dass die brave Frau und die Kinder in ihrer
Nachtruhe gestört werden. Zuweilen durchwandelt das
Zimmer auch eine schwarze Dame, die aber nie von
der Frau, sondern von den Kindern gesehen wurde. Auf
die Ausräucherung hin soll der Spuk etwas nachgelassen
haben!! Solches ist, als wahrhaftig passiret, zu vermelden
aus der k. Haupt- und Kesidenzstadt München, Stadtpfarrei
St Benno anno domini 1897, nicht etwa 1597!" — („Leipz,
Tagebl." Nr. 140 v. 18. März er.) — Auf welchem Standpunkte
des Wissens über dergleichen Dinge steht wohl dieser
verwunderte Berichterstatter? Nicht einmal auf dem von
1597! Ob der geistliche Exorcismus gegen dergleichen Spuk
hilft, steht sehr ausser Frage und kommt lediglich auf dessen
Art und Ursprung und auf die magnetisch-mediumistische
Willensbeeinflussung des spukhaften Wesens oder dessen
Mediums durch den exorcisirenden Priester an.
g) f Herrn Louis HenseVs Heimgang. — Der
Sekr. d. Bed. ist vor etwa neun Jahren durch seinen Freund,
den Kunstmaler Herrn Louis Hoguet in Steglitz, nur einmal
im sächsischen Erzgebirge mit diesem ganz eigenartigen
*) Man vergl. hierzu unsere vorhergehende Anmerkung S. 204.
Der Sekr. d. Bed.
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