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A. Aksakow: Eine erkannte materialisirte Erscheinung. 219
Zeugniss des Herrn Montorgueil im französischen Journal
„La Cbronique Medicale" vom 15. März 1897: — zur Zeit
meines Aufenthaltes in Paris im Jahre 1896 erzählte mir
Herr Montorgueil selbst diesen merkwürdigen Fall), aber
ähnliche Fälle gleich diesem hier kennen wir nicht. Katie
verschwand zwar auch plötzlich, aber stets hinter dem
Vorhange.
Alles dieses bezieht sich auf den objectiven Werth
des Phänomens als solches. Vom Gesichtspunkte der
Identität der Persönlichkeit können wir folgende
Punkte hervorheben: —
1) Den Kosenamen, mit dem der Gatte der Frau
v. Bült'Dahl die Gewohnheit hatte, sie anzurufen. Nehmen
wir selbst an, dass Frau v. Bille-Dahl, als sie an Mrs.
d*) Esperance schrieb, ihren Brief sogar mit ihrem Vornamen
Antonie unterschrieben hätte, so beweist das noch nicht, dass
Mrs. d} Esper ance den Kosenamen Tony hätte wissen können,
mit dem ihr Gatte sie gewohntermaassen anzureden pflegte.
Und dann, wie konnte sie wissen, dass die Gestalt,
welche erschienen war, gerade der Gatte der Frau v. Bitte-
Dahl war?
2) Die Gesichtszüge. Frau v. Bitte-Dahl hat sie
zwar nicht gesehen; aber wir haben den übereinstimmenden
Bericht mehrerer anderer Zeugen, welche sie gesehen und
der Frau beschrieben haben in zutreffender Weise.
3) Die Aehnlichkeit der Hände, welche Frau
ih Bitte-Dahl gesehen und gefühlt hat, und an denen sie
vollkommen diejenigen ihres Gatten wieder erkannt hat.
'4) Einen merkwürdigen Zug von Individualität
, nämlich die Art, mit der die beiden Wangen der
Frau v. Bille-Dahl zwischen den beiden Händen der Gestalt
zusammengepresst wurden, — eine Liebkosung, an
der Frau v. Bitte-Dahl sofort ihren Gatten wieder erkannte!
Dies ist die Art eines sehr familiären Benehmens, und
man kann vernünftigerweise eine solche Art des Betragens
keiner fremden Gestalt — und noch weniger einem Helfershelfer
— zumuthen!
5) Aber das höchste Maass dieser Familiarität finden
wir in der Art und Weise, mit der die Gestalt von Frau
v. Bille-Dahl ihren Abschied nahm. Da die Gestalt
letztere nicht auf den Mund küssen konnte, so drückte sie
ihre Handfläche stark zu drei wiederholten Malen auf den
Mund der Frau. In einem anderen Briefe schreibt mir
Frau v. Bille-Dahl: — „Er [seil, mein Gatte] wollte mich
küssen; ich merkte die Absicht, aber sein Gesicht war nicht
mehr so materialisirt genug, um mit dem Munde küssen zu
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