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Lichtenstein: Ein somnamb. Visionär als gleichzeit. Heilmedimn. 227
gestreift, so dass ich zwei Tage lang etwas Schmerzen in
der Hand gespürt habe*
Mit diesen Zeilen will ich vorläufig schliessen, wiewohl
ich noch so manches beibringen könnte, wo meine geistigen
Freunde des Nachts, wenn mein Körper schläft, unglückliche
Freunde herbeiführen, die entweder Heilung, oder sonstige
Aufklärung durch mich erhalten. Mit diesem hier Gegebenen
wünsche ich, dass es manchen verehrten Leser zum weiteren
Nachdenken über dergleichen psychische Dinge und Räthsel
anspornen möge.
Mit spiritualistischem Gruss zeichnet sich jß. X. —
Auf diese Mittheilung hin richtete der Sekretär der
Redaction eine Anzahl aufklärender Fragen an den Herrn
Verfasser, deren Beantwortung bereits in den vorhergehenden
Text mit hinein verwebt wurde, und erhielt
dabei gleichzeitig noch folgende neue Berichte: —
Wir waren einige Personen bei der Familie H. in Leipzig
zu Besuch. Während der Unterhaltung sehe ich nach der
Thür und sagte zu Fräulein H.i — „Jetzt geht die Thüre
auf, und es kommt ein Mann mit schwarzem Anzug, trägt
einen Schlapphut u. s. w. Jetzt bekomme ich das Gtefühl,
dass es ein Buckliger ist." — Sofort bemerkte ich, dass
Fräulein H. durch meine Worte unangenehm berührt war;
sie sagte aber zu Ihrer blinden Mutter: — »Ach, das
ist ja unser Vater!" — Es war mir nach dieser Bestätigung
ebenfalls sehr fatal, obigen Ausdruck gebraucht
zu haben, und ich entschuldigte mich höflichst, da ich doch
keineswegs ihre Verhältnisse kennen konnte, weil Ihr Vater
schon vor Jahren gestorben und ich mit der Familie H. erst
kurze Zeit bekannt war. —
Eines Morgens gegen 2 Uhr gehe ich am Dennheritzer
Friedhofe vorbei, welcher an der Strasse liegt. Da sehe
ich, dass ein Mann das eiserne Thor aufmacht und auf
mich zukommt und sagt: — „Ich gehe auch mit." — Ich
antwortete: — „Meinetwegen, ich habe nichts dawider." —
Und so folgte mir dieser Freund an der rechten Seite, mehr
schwebend, denn er berührte den Boden nicht, eine halbe
Stunde lang bis zur nächsten Hauptstrasse, wo er dann
wieder sagte: — „Na, nun geh* ich wieder!" — und fort
war er. Jedenfalls war er in den nicht weit entfernt liegenden
Gasthof verschwunden. — Herr Mummert schrieb mir im
Sommer 1895 aus Wildbad, ob ich nicht für seinen kranken
Freund H . . . . . in Berlin etwas thun könnte. Darauf
erwiderte ich Herrn M., dass ich hier nichts thun könne,
indem diese Lebensuhr bereits im Begriffe sei, in wenigen
Tagen abzulaufen. Was auch der Fall war. Darauf fragte
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