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232 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1897.)
Schluss zu ziehen, nur zu Gunsten der animistisehen
Hypothese. Aus den beiden Vordersätzen: — „Das Medium
ist musikalisch veranlagt", — und: — „Die Klopftöne sind
musikalischer Natur", — ist es doch ebensowenig erlaubt,
einfach die Folgerung zu ziehen, Medium und klopfende
Intelligenz seien zu identificiren. Zur Erklärung dieses
Zusammentreffens genügt doch schon das bei allen übersinnlichen
Kommunikationen geltende Gesetz:— „Aehnliches
zieht Aehnliches an." — Ja, geistige Manifestationen können
sich ja fast gar nicht entwickeln, wenn nicht die seelischen
Qualitäten des Mediums denen der sich äussernden Intelligenz
wenigstens verwandt sind. Ein Medizin studirendes Medium
wird leichter einen Arzt anziehen, ein Soldat einen Soldaten
und — ein musiktreibendes Medium eine Intelligenz von
musikalischer Vergangenheit.
Dass ,.jeder Erfolg genau der jeweiligen seelischen
Disposition des Mediums und ebenso der Theilnehmer"
entspricht, ist nach den vorhin entwickelten Grundsätzen
ebenfalls durchaus gesetzmässig. Es ist ja eine alte That-
sache, „dass die Wünsche, Empfindungen und Vorstellungen
des Mediums" — „bei allen Experimenten eine bedeutende
Rolle spielen." — Schon der Umstand, dass es dem Medium
nicht möglich war, — „auf sofortige Wiederholung eines gut
gelungenen Experimentes hinzuwirken", und dass — „die
Intelligenz ohne jede Veranlassung und Aufforderung" —
„die interessantesten Resultate erzielte", sollten zu denken
geben.
Von allen durch Herrn Winkler gemachten Beobachtungen
ist überhaupt keine absolut zwingend für die Annahme der
animistisehen Hypothese bis auf folgende zwei Thatsachen,
die allerdings wirklich nur im Sinne des Herrn Winkler
zu deuten sind: — 1) Dem Bewusstsein des Mediums verborgene
Worte, Zahlen u. s. w. konnten von der klopfenden
Intelligenz nicht wiedergegeben werden; 2) „die leiseste
Anregung der Phantasie, welche auf einen Entschluss oder
eine Willenskundgebung gerichtet war, löste sich stets
regelrecht, fast mechanisch in Klopftönen aus."
Die Thatsache unter 1) hat geradezu den Werth eines
animistisehen Identitätsbeweises und macht die „Pemme
masquße" jedenfalls zu einem sehr complicirten Medium.
Doch der ungelöste Rest, der bei einer wissenschaftlichen
Annahme übrig bleibt, bildet ja oft den Keim zu neuen
Erkenntnissen. Es ist sehr zu bedauern, dass Herr Winkler
nicht auch die Ausgiebigkeit der Kräfte seines Mediums für
die spiritistische Hypothese geprüft und uns die
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