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Kurze Notizen.
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Leichnams mit eigenen Händen ab- und an sich genommen.'
— Lange Jahre waren vergangen, und man nahm an, der
Ring werde bei der Regierung von Oberfranken aufbewahrt;
erst im September 1873 erfuhr die Welt von dem damaligen
Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der die Kirche in
Himmelkron besuchte, dass der Ring sich in seinem Archiv
im Neuen Palais in Potsdam befinde. Dem Pfarrer von
Himmelkron gab der Kronprinz den Auftrag, dass, wenn ein
Steinchen, das bei Abnahme des Ringes von der Hand des
Markgrafen Christian Heinrich verloren gegangen war, gefunden
würde, es ihm zugesandt werden sollte. Trotz allen Suchens
ist der fehlende Diamant bis heute noch nicht gefunden
worden." — („Allgemeine Moden-Zeitung'1 Nr. 51 vom
27. Juli 1896 S. 492—493.)
b) Sogenannte Lebens-Talismane werden in den
meisten adligen Häusern Deutschlands noch heute als kostbare
Erbstucke aufbewahrt. Gewöhnlich sind es, so erzählt
man der „Täglichen Rundschau", Becher, Ringe*) oder
dergleichen, die der Sage nach von Zwergen oder Feen
einem Ahnen des Hauses geschenkt sein sollen, oder auf
andere geheimnissvolle Weise in den Besitz des Geschlechts
gekommen sind. So bewahren die Veltheim auf Harbke einen
alterthümlichen Ring, den einst ein unbekannter Pilger einer
Wittwe des Hauses geschenkt hat. Das Kleinod ist sehr
gross und weit, aus gutem Ducatengolde gemacht und nach
aussen nicht abgerundet, sondern kantig. Es besteht aus
zwei Obertheilen von Drachen, die einen achteckigen Spitzdiamanten
halten. Zur Seite desselben stehen kleine
schwärzliche Stahlrosen, deren Kelch durch Rubinen angedeutet
wird. Auf der Innenseite des Ringes läuft in
fremdartigen Lettern die bis heute noch nicht enträthselte
Inschrift hin: — »Gug, Gug Baltebani Alpha et Omega
Exer ave Eger ave Eagara." — Als erster Träger des
Ringes wird Rüdiger von Veltheim, 1119—1195 Erzbischof
von Magdeburg, genannt. Auf Schloss Harbke findet sich
noch heute das Bild eines Burchhard von Veltheim, der den
Ring am Finger trägt. Seine beiden Söhne Josias und
Gottschalk theilten das Kleinod. Josias erhielt den Stein in
neuer Fassung, Gottschalk behielt den Ring ohne den
Diamanten. Von nun an traf Unheil über Unheil das Haus,
bis 1681 die Gottschaltf'sehe Linie ganz erlosch. Jetzt beschlossen
zwei Frauen, Armgard Amalie von Veltheim, geborene
von Bartensieben, und Helena v. Pfuel, geborene v. Veltheim,
Ring und Stein wieder zu vereinen. Kaum war es geschehen,
*) Vergl. die vorhergehende Kurze Notiz a). —
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