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260 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1897.)
hielt das Schicksal iime. Der Ring wird bis heut auf Schloss
Harbke aufbewahrt. — Eine Gabe der Zwerge sind die
Crystallgläser der Grafen von der Asseburg auf Falkenstein
im Selkethal. Ursprünglich waren es drei. Das eine wurde
bei einem Trinkgelage auf Schloss Wallhausen in Thüringen
muthwillig zerbrochen, am nächsten Tage ertranken zwei
Brüder von der Asseburg in der Helme. Von den übriggebliebenen
Crystallen hütet man das eine auf der Asseburg,
das andere auf einem Schloss in Westphalen. — Auch die
Putkamer auf Pansin in Pommern haben es erfahren, dass
der Geschlechtstalisman gehütet werden muss. Als von ihren
drei goldenen Bingen, dem Geschenk einer Nixe, einer verloren
ging, borst die Grundmauer von Schloss Pansin. Die
beiden übrigen Schmuckstücke wurden darauf im Schlosse
eingemauert, so sind sie für immer geschützt. — Die Grafen
v. Rantzau haben ebenfalls drei Stücke, eine goldene Spindel,
einen Becher und einen Hering. — Die Haugwitz in Schlesien
machen ihr Bestehen abhängig von einer Perlenkette. Als
ein Haugwitz eine Perle zerschlug, um ihre Bestandttheile
zu prüfen, barst sein Schloss Wartenberg von der Grundmauer
bis zur obersten Zinne. (Aus einem Hamburger
Blatte vom Anfang April 1897.)
c) Gottfried Keller's Engelknaben auf einer
Glasscheibe. — Im Anschluss an den Artikel von
Albert Kniepf in Hamburg: — „Die Sonne bringt es an
den Tag" — im April-Heft der „Psych. Stud." S. 193-198
erlaube ich mir, folgende Darstellung aus Gottfried Keller1*
-grüner Heinrich" zum etwaigen Abdruck in den „Kurzen
Notizen" mitzutheilen. — Im 7. Kapitel des III. Bandes
wird das Begräbniss der „Anna" geschildert. Als der Sarg
fertig gestellt war, sollte am Kopfende desselben eine
Scheibe eingesetzt werden, durch welche man das Gesicht
sehen könnte, bis der Sarg versenkt wurde. Es heisst nun
weiter: — „Ich wusste schon, dass auf einem Schranke ein
alter kleiner Rahmen lag, aus welchem das Bild lange verschwunden
war. Ich nahm das vergessene Glas, legte es
vorsichtig in den Nachen und fuhr zurück. Der Geselle
streifte ein wenig im Gehölze umher und suchte Haselnüsse;
ich probirte indessen die Scheibe, und als ich fand, dass sie
in die Oeffnung passte, tauchte ich sie, da sie ganz bestaubt
und verdunkelt war, in den klaren Bach und wusch sie
sorgfältig, ohne sie an den Steinen zu zerbrechen. Dann
hob ich sie empor und liess das lautere Wasser ablaufen,
und indem ich das glänzende Glas hoch gegen die Sonne
hielt und durch dasselbe schaute, erblickte ich das lieblichste
Wunder, das ich je gesehen. Ich sah nämlich drei musizirende
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