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Dankmar: Präliminarien zu einer Theorie der Spukerscheinungen. 287
innere Auditionen des Cardanus, hervorbringt. Beim
Trommler der gräflichen Familie zu C. (Oastie) werden
Trommel-Geräusche durch die bewussten Erinnerungsbilder
der seelischen Substanz des gemordeten Trommlers entstanden
sein, welche telepathisch korrespondirende Bilder,
resp. Geräusche, in der Seele des Perzipienten erweckten.
Beim Spuk zu Bergzabern ist es klar, dass es sich um
unbewusste Wirkungen der psychomagnetischen Kraft der
Philippine Sänger handelt. Bei den Spukgeräuschen der
Seherin von Prevorst*) steht es fest, dass Friederike Hauffe
die unbewusste Bewirkerin aller Erscheinungen ist, wobei
es wohl nicht immer genau zu bestimmen ist, wo die fernwirkende
Thätigkeit ihrer psychomagnetischen Kraft aufhört
und ihr astralkörperliches Wirken anfängt. (Unter letzterem
verstehen wir das Wirken ihres „Nervengeistes", Spiritus
animalis, wie Kerner den Geistleib, in Anschluss an die
Descartes, Malebranche, Hobbes bezeichnet.) Bei all dem Spuk,
der sich im Gefängniss der Elisabeth Esslinger und in anderen
Häusern zu Weinsberg ereignete, muss man schon annehmen,
dass die Genannte geistigen Einflüssen anderer Wesen als
Medium gedient habe. In dieser Ansicht wird man auch
bestärkt, wenn man von der ewigen Schlaflosigkeit liest, den
vielen Gestaltenbildungen (meist dunstförmig) und zwar
mehrere zu gleicher Zeit, und dass die Berührung
dieser Phantome schmerzhaft angeschwollene Stigmata bei
den Mitgefangenen zurückliess.*) Dies Alles (und noch andere
Vorkommnisse, die wir unten besprechen werden,) gehen
über den Rahmen des „Animismus", d. i. selbsteigener
telepathischer oder astralkörperlicher Wirkung hinaus. —
Freilich lassen sich nicht überall so bequem und sicher
Spukerscheinungen auf ihren betreffenden Urheber zurückführen
; vor allem liegen die Berichte oft weit zurück und
sind nicht mit der nöthigen Sachkenntniss verfasst: man
merkt stets nur das Bestreben, sich mit aller möglichen
Vorsicht gegen den bewussten Betrug und Schabernack
Tagwacher zu schützen; ist die Unmöglichkeit eines
solchen hinlänglich konstatirt, so hindert meist abergläubische
Teufels- und Gespensterfurcht, nach dem wirklichen
Operator — sei er lebend oder todt — zu forschen.
Da alle mystischen Erscheinungen in einem innigen
Zusammenhange stehen, so finden wir diese Spukgeräusche
auch bei Somnambulen. Der Arzt Wimer berichtet uns
x) öiehe /. Kerner: — „Die Seherin von Prevorsfc." Ausgabe
Reclam von du Prel.
•) J. Kernen — „Eine Erscheinung aus dem Nachtgebiete der
JNatur." Stuttgart 1886.
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