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296 Psychische Studien* XXIV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1897.)
und bedeutende französische Vertreter dieser Lehren —
bilden die Grundlagen einer Schule, die, beginnend bei den
Geheimkundigen Persiens und Aegyptens, das ganze Alterthum
und Mittelalter durchzog, und die noch heute existirt.
Viele dieser „Magier" (Adepten ist entschieden der richtige
Ausdruck) haben ihr Wissen schriftlich aufgezeichnet, so
gut sich eben ein Wissen, das oftmals über den Begriffen
steht, aufzeichnen lässt, und so verschiedene Systeme
geschaffen, die, unter einander in vielen Punkten differirend,
doch im Wesentlichen dasselbe künden.
Aus dem Vielen die Einheit, das Gemeinsame aus dem
Verschiedenen herauszusuchen und in möglichster Kürze und
Einfachheit darzustellen, ist die Aufgabe einer kürzlich ins
Deutsche übertragenen Schrift: — „ Pap us, dieWissen-
schaft d e r M a g i e r." (Nach dem Französischen übersetzt
von Pallas. S :: J 13. Leipzig, 1896. Preis 2 M.) —
Die Schrift will nicht beweisen, sondern darstellen und
belehren. Sei es uns gestattet, in kurzen Zügen wenigstens
über ihren Inhalt zu referiren, soweit er zwei Kapitel
betrifft, die in das engere Gebiet des praktischen Occultis-
• mus fallen.
Der Occultismus ist eine Wissenschaft, gleichwertig
den anderen Wissenschaften, fir sucht die Schwärmerei
durch die Forschung zu ersetzen. Da er auch auf dem
Gebiete der spiritistischen Phänomenologie kritisch bleibt
und die Rolle der „Geister" beschränkt, indem er die
Kräfte der Psyche des Mediums, der Suggestion und
psychiatrische Zustände als Erklärungen mit heranzieht, so
findet er einerseits im Gebiete wissenschaftlicher Denker
leichter Aufnahme, wogegen er bei den Geistergläubigen
des Spiritismus nicht sehr beliebt ist. Die Erklärungen,
welche der Occultismus für die Erscheinungen des übersinnlichen
Lebens giebt, sind so alt, wie die Philosophie,
und nicht die Erfindung eines modernen Mysticismus.
(Einleitung,) —
Die Geheimwissenschaft umfasst einen theoretischen
Theil und eine für uns wohl interessantere Praxis. In den
Schulen des Alterthums wurden vier Zweige der Praxis
gelehrt: —
1) Die Alchemie, welche das Studium und den
Gebrauch der Elementarkräfte und Wesen umfasste. —
2) Die Magie, umfassend das Studium und den Gebrauch
der occulten Kräfte der Menschen. — 3) Die Psychurgie,
welche sich mit dem Studium und Gebrauche der Astralkräfte
beschäftigt. — 4) Die Theurgie, die das Studium
der Kräfte der göttlichen Ebene in sich schloss.
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