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302 Psychische Studien, XXIV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1897.)
hierüber eine Rede des Zeitgenossen Wiliehius.] Und eine
Disputation aus jener Zeit legt dar, wie die Menschheit der
Heilkunde nicht mehr entbehren kann, wie aber der
Mediciner auch auf den Astrologen hören muss." — Ueber
Faust, gegen dessen fahrendes Wesen sich Melanchihon im
Vorhergesagten gewendet zu haben scheint, sehe man
G. L. Dankmar's ausführliche Studie in „Psych, Stud." April-
Heft 1896 ff. —
Ferner beschäftigten sich zu jener Zeit mit Astrologie
bis auf Kepler (1571—1631) und Wallenstein höhere
Kreise: Gelehrte, Astronomen, Geistliche, vor Allen aber
der Kurfürst Johann Georg Ton Brandenburg (1585—1656)
mit dem Basler Adepten Leonhard Thurneysser (1530—1596),
der bereits vor dem Astronomen Tycho de Brahe die
astronomischen Tabellen von 1580—1590 behufs seines
Kalendermachens und Nativitätsstellens ausrechnete, und
ein K aiser Rudolf IL (1552—1612) mit Tycho de Brahe auf
seinem burgähnlichen Schlosse Hradschin zu Prag, und der
wohl berühmteste französische Arzt und Astrolog Nostradamus
(1503—1566), vergl. „Psych. Studien" December-Heft 1880
S. 542 ff., mit dem Stellen des Horoskops. Aus der Steige*sehen
Chronik meiner Vater- und Geburtsstadt Bolkenhain in
Schlesien ist ein Fall aus der Zeit vor der Reformation
überliefert, nach welchem ein als Astrologus berühmter
Pfarrer an der dortigen uralten St Hedwig's-Kirche,
Johannes Langerus (1490—1519) geheissen (vergl.
„Psych. Stud." August-Heft 1896 S. 408 ff.), sich selbst das
Horoskop gestellt und dasselbe in seinem vom Jahre 1500
bis zum Jahre 1834 (dem Jahre meiner Geburt) reichenden
Kirchenkalender mit genauer Angabe seines Todesdatums
19 Jahre vorher darin niedergeschrieben hat, welches buchstäblich
(vergl. „Psych. Stud." Juli-Heft 1893 S. 355 Note)
eingetroffen ist. Aus dem Geschlechte dieses Pfarrers entstammte
nämlich auch die mich zur Taufe tragende Jungfrau
Pathe Theresia Langer in Bolkenhain, deren zwei ältere
Brüder ebenfalls Pfarrer zu Grüssau und Polkwitz in
Schlesien geworden waren, und über die ich in meinem Artikel:
— ,,Leuchtende Bäume als Visionserreger und im Schenkel
eines Begenbogens" — in „Psych. Stud." August-Heft 1896
S. 407 ff. berichtet habe. — Ueber Franz von Sickingen9
den am 2. März 1481 geborenen Zeitgenossen Langels
wird uns berichtet, dass ihm sein Vater Schwickher oder
Schweickhart v. &, Herr der Ebernburg, Amtmann im kurpfälzischen
Kreuznach, welcher mit Margarethe von Hohenburg
der Erbin von Landstuhl (eigentlich Baustein) unweit
Kaiserslautern, vermählt war, am Tage seiner Geburt das
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