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306 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1897.)
und wird über den Haufen rennen alles, was ihm in den
Weg kommt. Nun schauet wohl auf!
„Es wird noch mancher grosse [hier ist ein grosser
Dintenfleck, und es soll vermuthlich 'Wagen' heissen] in der
Welt anrennen und die Deichsel zerbrechen."*) —
Ich fragte den Bibliothekar, ob meine Erklärung richtig
sey. „Um Vergebung, mein Herr, nein! Diese Stelle ist die
geheimnissvollste unter allen, und sie muss nach der ganz
gemeinen Mundart gelesen werden: — es wird noch mancher
grosse, sehr grosse Klex in der Welt anrennen und die
Deichsel zerbrechen. Denn sehen Sie, (er zog eine gute
Loupe aus der Tasche,) besehen Sie einmal diesen Klex!" —
Ich sähe und erstaunte! Ich sähe eine Menge sehr
feiner Silhouetten in dem grossen Dintenflecke, von welchen
allen ich aber keine einzige erkennen konnte. (Gedruckt in
Prag im Jahr 1659 bei Anton Nepomuk Swaller. Wieder
abgedruckt in der zu Leipzig bei W. Engelmann 1826 erschienenen
3. verbesserten und vermehrten Auflage: — „Die
Produktionskraft der Erde oder die Entstehung des Menschengeschlechts
aus Naturkräften0 von C. F. Werner. Nach des
Verfassers Tode herausgegeben von Heinrich Richter, 4. Lehrer
an der Thomasschule und ausserordentlicher Professor der
Philosophie an der Universität Leipzig. VIII und 413 S.
gr. 8°. — Die vorhergehende Prophezeihung ist entnommen
dem 9. Kapitel S. 246—249.)
Auch Schiller berichtet uns denkwürdiger Weise in
seiner „Geschichte des Dreissigjährigen Krieges", dass
der Herzog von Friedland [Wallenstein] „seine jetzige Zuversicht
" gegenüber dem von Nürnberg über Erfurt**) und
Naumburg Anfang November 1632 gegen ihn anrückenden
schwedischen König Gustav Adolph „nicht sowohl auf seine
grössere Truppenzahl als auf die Versicherungen seines
Astrologen Seni gegründet, welcher in den Sternen gelesen
hatte, dass das Glück des schwedischen Monarchen im
November untergehen würde." — Die kurz darauf folgende
Schlacht bei Lützen kostete Letzterem bekanntlich in der
That das Leben.
(Fortsetzung folgt.)
*) Vielleicht war diese Bemerkung mit auf seinen Hersog
Wallenstein und prophetisch wohl auch auf einen Napoleon I. und Iii.
gemünzt. — Der Sekr. d. Red.
**) In Erfurt nahm der König bangen gepressten Abschied von
seiner Gemahlin Maria Eleonora, die ihm binnen Jahresfrist nach
Deutschland nachgefolgt war, und deren schlimme Träume und Ahnungen
und selbst ein nicht misszuverstehendes Vorzeichen in „Psych. Stud."
August-Heft 1895 S. 883 ff. erörtert sind. — Der Sekr. d. Red.
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