Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 313
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0321
i

Mummert: Geheim wissen auf dem Lande.

313

den Glaubenssätzen des Materialismus durchseuchte Stadtbevölkerung
sich überhaupt entwöhnt hat, einen geistigen
Hintergrund in der Phänomenologie des Seins anzunehmen.
Freilich muss zugegeben werden, dass die nur selten durch
umfassende Bildung geläuterte Urtheilskraft des Landmannes
leicht geneigt ist, in diesen Dingen zu übertreiben, Gefahr
läuft, zu irren, eines mit dem anderen verwechselt und
durcheinander wirft und schliesslich physikalische Erklärungsprinzipien
und moralische Beweggründe überhaupt nicht
mehr gelten lässt, — Glaubenssünden, die mit jedem Schritte
der vordringenden richtigen Erkenntnissweise nothwendig
immer seltener werden müssen.

Zwei der auf dem Lande am meisten vorkommenden
moralischen Defecte sind Habsucht und Misstrauen, ein
Umstand, der in dem eigenartigen, gesellschaftlichen Leben
auf dem Lande seinen Grund hat. Mit dieser Thatsache nun
vollständig übereinstimmend ist es, wenn unter der Landbevölkerung
die Uebung und der Glaube an schädigende
Magie viel verbreiteter ist, als die Annahme heilsamer
und wohlthätiger Wirkungen geistiger Kräfte.
Ein unter irgend wie seltsamen Umständen eintretendes
Ereigniss in der Natur, z. B. ein Wirbelwind bei sonst
windstillem Wetter, ein plötzliches Befallen der Obstbäume
mit Blattläusen, das unerwartete Auftreten einer Krankheit,
deren Ursachen nicht gleich zu erkennen sind, wird sicher
sofort, zu dem biblischen Schlüsse Veranlassung geben: —
„das hat der Feind gethan!" — So ist es gar nichts
Seltenes, dass der Niedergang einer Bauernwirthschaft dem
Einflüsse schädigender Magie zugeschrieben wird. In welcher
Weise dieser Einfluss geschehen soll, darüber werden die
nachfolgenden Beispiele hinreichend Aufschluss geben. Es
ist selbstverständlich, dass man in solchen Fällen viel eher
zu „Einer" oder „Einem" geht, der „etwas kann", um sich
das Recept eines magischen Gegenmittels zu holen, als dass
man daran dächte, den möglicherweise ganz natürlichen
Quellen solchen Missgeschickes nachzuforschen. Dass
übrigens thatsächlich die schädigende Magie auch heute
noch auf dem Lande sehr häufig ausgeübt wird, davon bin
ich fest überzeugt; ist sie doch oft nichts anderes als der
Ausfluss der alttestamentarischen Bachsucht des Bauern,
der auch heute noch auf seinem „Aug um Auge und Zahn
um Zahn" besteht.

Es wäre interessant, den Einfluss festzustellen, den die
Dogmenlehre des Christenthums allenthalben auf die Verarbeitung
spiritualistischer Erfahrungen ausgeübt hat. Es
giebt ja nur wenige Glaubensgrundsätze des Christenthums,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0321