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Kurze Notizen.
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Misstrauen gegen alle Art spiritistischer Offenbarungs-Aufschlüsse
zu erwecken. — Weiter fehlt ein Buch derselben
Tendenz, wenn auch höherer philosophischer Gattung, —
nämlich eine Ontologie des Jenseits überhaupt. Diese
beiden Bücher würden die Grundlage einer neuen Wissenschaft
werden, nämlich der Psychonomie. Wie sich die
Astronomie zur Astrologie verhält, dass die erstere das
Wissen und die Gesetzlehre der Sternen weit enthält,
während die zweite nur den Glauben an den Einfluss der
Gestirne spiegelt, und so kann ich mir denken, dass neben
der Psychologie auch eine Psychonomie zu schaffen
wäre, die in Zukunft das Wissen vom Seelenleben und seinen
Gesetzen lehren wird, während die bisherige Psychologie
über ein gläubiges Tasten nicht hinausgekommen ist. Dies
Ziel aber wird nur erreicht werden können, wenn der Staat
selbst sich zur Constituirung einer Commission zur Erforschung
der Gebiete des Occultismus bereit erklären wird,
— auch einer von den vielen frommen Wünschen, deren
Erfüllung noch der Zukunft vorbehalten bleibt. —
Dr. JT. Gr. in W.
/) -f Am 27. April verschied plötzlich und unerwartet,
46 Jahre alt, Herr Julius Richard Meyer in Zwickau,
Bahnhofstrasse 55. In den treuen Händen dieses Mannes
hat über ein Jahrzehnt die Aufrechterhaltung und Förderung
unserer Sache in Zwickau gelegen. Für ihre Ausbreitung
war ihm kein Opfer zu gross; seine höchste Freude war,
Zweifelnde und Ungläubige mit Beweisen ewigen Lebens zu
beglücken. Der schlichte Handwerksmeister mit der Denker-
stirne und dem liebreichen Herzen wird allen seinen zahlreichen
Freunden in Deutschland und Amerika unvergesslich,
ihrem Wirken ein Vorbild sein! Sein Tod erfolgte genau
nach einer Prophezeiung, die er vor fünf Jahren erhalten
hatte, und zwar, wie ihm geweissagt worden war, ausser dem
Hause, und es gingen seinem Sterben allerhand Anzeichen
im Hause vorher. Gott lasse ihm das ewige Licht leuchten
und führe seinen Geist aufwärts! Er hat nicht vergeblich
gelebt und wird nicht unbezeugt fortleben. — JP. Liskow.
m) Wahrträume sind gar nicht so selten, wie allgemein
angenommen wird. Der moderne Kulturmensch hält es
allerdings fiu unter seiner Würde, etwas auf Träume zu
geben, studirt man indessen die Werke der Mystiker, so
findet man doch, dass das Traumleben sehr oft eine eigenartige
Bedeutung gewinnt. Gewöhnlich zeigt sich der Traum
als eine Art Vorahnung oder Ferngesicht. So erzählt Happach
in seinen — „Materialien für Erfahrungsseelenkunde" — von
sich selbst: — Er hätte einst im Freien geschlafen und
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