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Kurze Notizen.
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der Horoskopsteller Herr Albert Kniepf in Hamburg
Folgendes: — „Vermuthlich hat der „Old Moore's Almanackh"
Prophezeiungen schreibende Seher beim Verfolgen der
astronomischen Konstellationen mitunter Gesichte. Die
,,Schaar Banditen" sind ein Irrthum, er sah die Leute nach
den Erkennungszeichen, Kleinodien und Leichenrester suchen.
Derartige Seher sind indessen meist nur Schwarzseher,*)
weil sehr unglückliche Ereignisse die Nerven am stärksten
erregen und insofern auch den Sehern am leichtesten in die
Augen springen. Das Hellsehen oder Hellfühlen beruht auf
hochgradiger Sensitivität für die feineren Natureinflüsse; es
ist dem sogenannten Instinkt der Thiere, bezw. dem für
Witterungseinflüsse, ganz nahe verwandt und hat mit diesem
die ganz gleichen Ursachen. Nur betrifft der
Gestirneinfluss ein Gebiet viel subtilerer, electromagnetischer
und auch bio-electrischer Phänomene. Die Wissenschaft
derselben ist die Astrologie. Man kann allerdings mit
Hilfe der exacten astronomischen Kombinationen und durch
Muthmaassung aus den Gestirneinflüssen so genaue Details
nicht angeben, wie die sensitiven Seher, sondern nur verschiedene
Möglichkeiten bezeichnen je nach Art der
himmlischen Zeichen und Häuser, aus welchen die Gestirne
wirken. Dafür ist die reine Astrologie aber umfassender.
— Albert Kniepf.
q) Zu der Pariser Trauerfeier in Notre-Dame
erschien auch der päpstliche Nuntius Mgr. Clari, von dem
sich die Zuschauer erzählten, er gelte in Rom für einen
„Jettatore" (mit dem „bösen Blick" Behafteter).**) Als er
vor einigen Jahren nach Neapel kam, brach plötzlich die
Cholera aus, und in Moskau ereignete sich die furchtbare
Katastrophe bei dem Krönungsfeste des jetzigen Zaren, wo
er den Papst vertrat. Diesmal folgte auf seinen Segen die
Feuersbrunst in dem grossen Bazar. (Aus einem Hamburger
Blatte.) — Die Ursache dieser Unglücksfälle war er nicht.
r) Zwei eingetroffene Weissagungen. — Am
4. Mai er. war die schreckliche Katastrophe in der Eue
Jean Goujon, der Brand des Pariser Wohlthätigkeitsbazars.
Nunmehr veröffentlicht der Graf ürbain Maille in der Pariser
Zeitung „Temps' die Erklärung, dass bereits im Mai 1896
die bekannte Seherin Couidon***) in seinem Salon und in
*) Aehnlich wie die sogenannten „Spökenkieker" oder „Spuk- und
Leichenseher" in „Psych. Stud." Februar-Heft 1896 S. 69 ff. —
**) Vergl. hierüber „Psych. Stud." Juli 1877 S. 333, October 1884
5. 472, Januar 1890 S. 49, Februar 1891 S. 95, April 1892 S. 187,
August 1893 S. 414. — Der Sekr. d. Red.
***) Siehe „Psych. Stud." Mai-Heft 1896 S. 237, wo sie fälschlich
Couesnon genannt ist und October-fleft 1896.
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