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362 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1897.)
Die Nativität oder das Horoskop.
Nach einer historischen Schlesier-Sage besprochen
von Gr. C. Wittig.
H.
(Fortsetzung von Seite 306.)
Ferner besitzen wir aus Wallensteiris Zeit noch eine
historische Ueberlieferung von einem der Generale desselben,
der mit in sein Schicksal verflochten wurde, und dem dies
durch die ihm gestellte Nativität offenbart wurde, freilich
ohne dieses Schicksal von ihm abwenden zu können. Dieser
Fall ist denkwürdig genug, um ihn nicht der blossen ungewissen
Sage weiter verfallen zu lassen.
Seit dem 13. Jahrhundert besass und besitzt noch heute
das Geschlecht derer von Schaffgotsch, welches um 1200 mit
der Fürstin Hedwig, der später heilig gesprochenen Schutzpatronin
Schlesiens, Friedrich!* des Grossen „himmlischer
Frau Bas", aus dem bayerischen Meran nach Schlesien
gekommen sein soll, die durch den um die schöne Kunigunde
werbenden Mauerritt sagenberühmte Burg Kynasc bei
Warmbrunn nebst Dorf und Rittergut Kemnitz, Schmiedeberg
und später seit 1400 auch den Greiffenstein in Schlesien.
Christoph von Schaffgotsch auf Langenau, der seit 1592 mit
Eleonora, Tochter des Freiherrn Seyfried von Promnitz auf
Sorau in zweiter Ehe vermählt war, in der ihm zwei Söhne
und vier Töchter geboren wurden, wurde mit seinem Vetter
Adam tr. Schaff gotsch auf Trachenberg 1595 vom Kaiser
Rudolf IL in den Reiehs-Freiherrn-Stand erhoben. Christoph
starb am 9. Juni (alias 29. Juli) 1601 zu Warmbrunn im
Alter von 49 Jahren und liegt zu Greifenberg begraben.
Während er noch auf dem Paradebett lag, starb auch sein
obengenannter Vetter Adam v. Sch., von welchem er, also
noch vor seiner Beerdigung, laut Testament die Herrschaft
Trachenberg erbte. Da Adam am 1. August starb, so kann
Christoph, der ihn (nach Bergemann) noch vor seiner Beerdigung
beerbte, nicht am 9. Juni, sondern erst am 29. Juli verstorben
sein. Er hinterliess nur einen Sohn, Johann Ulrich II-,
als Erben der Herrschaften Kynast, Kemnitz, Greifenstein,
Trachenberg u. s. w., der aber [wir schöpfen hier aus
K. A. Müllerh „Vaterländischen Bildern, oder Geschichte und
Beschreibung sämmtlicher Burgen und Ritterschlösser
Schlesiens". (Glogau, Carl Flemming, 1844) 2. Aufl. S. 450 ff.]
erst 6 Jahre alt war und drei Vormünder hatte, unter denen
sich auch ein Kaspar v. Rechenbtrg auf Klitschdorf [vergl.
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