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376 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1897*)
bete nämlich zu Gott und mache gegen den Schlangeubiss
Einwendungen.' — ,Was für ein Gebet? Sie heilen ja mit
dem Wasser!' — schrie der erboste Ex-Pfaffe. — 'Wenn
das mit dem Wasser geheilt wird, so bitte, thun Sie es
doch!' — replicirte der Alte. — 'Ich thue es einzig mit
Gottes Hilfe, und ich konnte ihn ebenso heilen, wenn ich
nur seinen Namen wüsste, und er nicht anwesend wäre.' —
Der Ex-Pfaffe blieb still, und der Alte setzte sein Verfahren
fort. Nach einer Stunde war keine Geschwulst mehr zu
sehen, das Tuch wurde abgenommen, die Blasen sammt der
grünen Flüssigkeit waren verschwunden, mit einem Worte,
der Grenzer (Bewohner der früheren kroatisch-türkischen
Militär-Grenze) war vollkommen gesund.
„Als der Ex-Priester dieses sah, sagte er: — ,Das ist
mir unbegreiflich, man müsste es in die Zeitungen geben/
— Ob er dieses gethan hat, weiss ich nicht, aber ich thue
es jetzt nach 23 Jahren.
„Und wie die Kur dieses Alten, ob nur mittelst Wassers,
wie der Ex-Priester behauptete, oder durch Gottes Hilfe,
wie der alte Sikiras behauptete,*) vor sich ging, uns dann
geheimnissvoll blieb, — denn es ist bekannt, dass man mit
Wasser allein Schlangenbisse nicht kuriren kann, — so ist sie
mir auch heute noch, wenn ich daran denke, geheimnissvoll,
und ich setze hinzu; — wenn der alte Sikiras schon gestorben
ist, wie es wahrscheinlich der Fall ist, so ist es sehr Schade,
dass er dieses Geheimniss mit sich in's Grab nahm."
— s." —
Man ersieht hieraus, dass nur das Studium der Geheimwissenschaften
den Schlüssel liefert, mittelst dessen solche
Phänomene lösbar werden; aber gerade diesen Schlüssel
wollen unsere Schulgelehrten nicht annehmen.
Warum ?
Gegen die Dummheit kämpfen selbst die Götter vergebens
!
Hochachtungsvollst
Dr. Gustav v. Gaj.
*) Und so *ard auch im Moskauer Falle des Professors Dorobelz
behauptet in „Psyoh. Stud." März-Heft 1896 8, 146 ff —
Der Sekr. d. Red.
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