Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 386
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
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386 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1897.)

alt gewesen sein dürfte, so würde die Abendunterhaltung
auf der Wartburg bei dem vielleicht 70 jährigen Wartburg-
besteiger um das Jahr 1867 stattgefunden haben. Falls die
Erzählerin sich sofort Notizen über das Alter gemacht haben
sollte, so würde die Genauigkeit des von ihr Berichteten
ja ziemlich verbürgt sein, obwohl wir noch hoffen und
wünschen möchten, dass der gegenwärtig jedenfalls schon
verstorbene Greheimrath K. sein Erlebniss mit Goethe
irgendwo in seinen etwa hinterlassenen Memoiren selbst
erzählt haben möchte. Für wichtig genug scheint er seine
beiden mündlichen Mittheilungen ja erachtet zu haben.
Befremdlich bleibt nur der Umstand, dass aus Goethe's
Nachlass bis jetzt noch kein eigener Bericht über diese
immerhin denkwürdigen Erlebnisse bekannt geworden ist,
ja dass er nicht einmal in seinen Gesprächen mit Eckermann
derselben erwähnt hat, wozu doch wohl mehrfacher Anlass
vorgelegen hätte.

Um das „Neue Blatt" nicht ganz und buchstäblich
auszuschreiben, will ich die zweite Geschichte des Geheimraths
nur ganz kurz referiren. Geheimrath K. geht mit
Goethe eines regnerischen Sommerabends von einem Spaziergange
den Weg vom Belvedere nach Weimar zurück. Da
bleibt Goethe plötzlich wie vor einer Erscheinung stehen
und spricht zu derselben. Der Begleiter sieht nichts
und verwundert sich laut darüber. „Wüsste ich nicht genau,
dass Freund Friedrich in Frankfurt ist, so würde ich darauf
schwören, dass er es ist!" — äussert sich Goethe gegen ihn.
Dann schlägt er die Hände über dem Kopfe zusammen und
bricht in ein jubelndes Gelächter aus: — „Wahrhaftig, er
ist es! Freund Friedriehl — Hier in Weimar! — Aber um
Gottes Willen, Mensch, wie siehst Du aus? In meinem
Schlafrock, — in meinen Morgenschuhen gehst Du hier auf
offener Strasse?!" — Entsetzen ergreift den Begleiter; er
glaubt, sein Gönner rede im Wahnsinn, denn er taumelt
wie auf Jemand zu, als ob er ihn ergreifen wolle: —
„Friedrich", — ruft er, — „um Gottes willen ... wo bist
Du hin?! — Lieber Kn haben Sie nicht gesehen, wo der
Herr geblieben ist, welcher uns eben hier entgegen kam?!"
— K. hatte Niemand gesehen.*) Da schlug Goethe die Hand
vor die Stirn. Er sah erschreckend bleich aus: — „Eine
Vision! ich habe meinen Freund deutlich — leiblich und
wahrhaftig vor mir gesehen! mit meinem eigenen Schlafrock

*) Hierzu vergleiche man Dr. v. ffafs „Vision eines Doppelgängers
" in „Psych. Stud." Mai-Heft 1897 S. 220 ff. —

Der Sekr. d. Red.


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