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Kurze Notizen.
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genau entsinne ich mich, dass die Seherin hinzufügte: —
'Keine der hier versammelten wird in Mitleidenschaft
gezogen werden!' — und sich mir persönlich zuwendend:
— 'Sie selbst werden nur ganz von ferne davon berührt
werden, sozusagen nur auf indirectem Wege.' —
„In der That ist keiner unserer Gäste von dem Unglück
betroffen worden. Was mich anbelangt, so habe ich gemäss
den Voraussagen der Mlle. Couedon eine ganz entfernte
Cousine verloren, welche ich kaum kenne." —
Soweit das Zeugniss des Grafen Maille. Alle Zweifler
aber und Leugner der Vorgänge auf occultem Gebiet dürfte
dieser erstaunliche Vorgang mit besonderer Eindringlichkeit
an das alte Hamlet-Wort erinnern: — „There are more
things in heaven and earth, Horatio, Than are dreamt of
in our philosophy." *) —
Berlin, den 31. Mai 1897.
Dr. jur. Christoph Morris de Jonge.
f) Ein Teufelsspuk in zweierlei Gestalten. —
Im Jahre 1772 gab nach einem Correspondenten =o. des
„Leipziger Tageblattes" Nr. 254 v. 20. Mai er. 4. Beil. ein
Buchhändler und Schriftsteller Friedrich Adolf Kritzinger,
der einen offenen Buchladen im Paulino besass und darin
seine Haushälterin als Buchhalter eingesetzt hatte, eine —
„Geschichte der Stadt Leipzig" — heraus, welche
nach dem Mittheiler, weil voll naiven Köhlerglaubens,
ihres Gleichen sucht, wofür er einige Pröbchen giebt. In-
dess sind das immerhin Facta oder Vorkommnisse seltsamer
Art, wie die Mittheilung der vielen Störche über dem
Gewandhause, welche doch einmal die Aufmerksamkeit der
Zeitgenossen fesselten. Chroniken bestehen doch nicht
immer blos aus wohl stilisirten und besiegelten wie
voll beglaubigten Urkunden. „Das Hauptstück aller
schöpferischen Talente KritzingerJsii — meint nun unser
Gewährsmann — „auf dem Boden unserer Lokalgeschichtc
(an Pfingsten 1886) sie sich selbst nach ihrer Verheirathung mit dem
Prinzen Ferdinand von Orleans, Herzog von Alenqon, so schwer zu
Gemüthe gezogen hat, dass sie eine Zeit lang sogar tiefsinnig ward.
Diese jüngste Schwester der Kaiserin von Oesterreich geht am entgegengesetzten
Elemente unter, wie einst ihr königlicher Verlobter,
von dem wir wissen, dass in seiner Todesstunde die Thurmuhr der
Theatinerkirc'ie zu München als Anzeichen in einem fort geschlagen
hat, und der sicher mediumistisch veranlagt war. Sollte nicht in den
Schicksalen gewisser besonders gearteter Menschen ein bestimmter
sympathischer Zusammenbang bestehen, der dieselben einander entweder
veriibnlicht, oder auch polarisirt? — Der Sekr. d. Red,
*) D. h. „Es giebt mehr Ding* im Himmel und auf Erden, Horatio,
Als unsre Schulweisheit sich träumen lässt.". . . ,
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