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398 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 7. Heft, (Juli 1897.)
wirkenden Einfluss auf alle Anwesenden ausübe und bei
diesen dadurch gleichzeitige Hallucinationen bewirke. Der
Körper, der bei den Materialisationen auftritt, wird von
einzelnen Spiritisten als Astralleib bezeichnet, der unter
normalen Verhältnissen eine ätherische Hülle für die Seele
sei. — So das „Berliner Tageblatt" Nr. 283 v. (j. Juni er.
Wir erachten jedoch mit dieser Darstellung des Spiritismus
denselben für weder gerecht, noch vollständig gewürdigt.
Wo bleiben die Hauptrepräsentanten desselben in Deutschland
, welche allein die Jedem erforderliche Belehrung über
ihn ertheilen können? Wo bleibt das Werk des Staatsraths
Alexander Aksakow über — „Animismus und Spiritismus"?
Herr Dr. Moll ist wohl weniger im Spiritismus, als vielleicht
in der Hypnose bewandert, und seine wie Bastian^ Medien
sind keineswegs maassgebend für das grosse Gebiet, das
am wenigsten durch Dr. v. Hartmann, Prof, Dr. Wundt und
Prof. Bastian, den grimmigsten Gegnern desselben, seine
richtige psychische Ausdeutung zu finden vermag.
j) üeber den im vorigen Juni-Heft 1897 S. 325 ff.
angekündigten 2. Okkultisten-Congress zu Dresden
am zweiten und dritten Pfingstfeiertage liegt uns ein von
Herrn Bodo Wildberg verfasster ausführlicher Artikel in der
2. Beilage der „Deutschen Wacht" Nr. 159 v. 10. Juni er.
vor, der uns durch die Freundlichkeit eines Herrn Kollegen
und Mitgliedes der „London Society for Psychical Research"
mit den Worten übersandt wurde: — „Sie werden aus
diesem Artikel mit Vergnügen ersehen, welche erfreulichen
Fortschritte die Presse bei Beurtheilung des Okkultismus etc.
gemacht hat", — und dem wir nur ganz kurz wegen Mangels
an Raum entnehmen, dass der Congress nicht stark besucht
war und auch der feierlichen (mystischen) Erwartung des
Herrn Referenten nicht entsprach, weil — „man dabei ganz
gemüthlich an Tischen sass, Bier trank und sogar rauchte!"
— Auch an Damen fehlte es nicht. Der Vorsitzende Pfarrer
Max Gubalke eröffnete den Congress mit einem Vortrage
über „Okkulte Psychologie und Ethik", der der monistischen
Seelenlehie und dem kategorischen Imperativ Kant's das
Wort redete. Hierauf folgte noch ein kurzes Referat des
Vorsitzenden über „Okkultismus und Theosophie", die sich
gegenseitig die Wage halten sollen. Der geschäftliche Theil
brachte Mittheilungen über Mitgliederzahl des Verbandes
und die Wiederwahl des bisherigen Vorstandes durch
Akklamation. Hierauf verlas wiederum Herr Gubalke den
eingesandten Vortrag des Herrn Carl Aug, Hager (in München)
über „Okkultismus und Wissenschaft", worin mit Recht
hervorgehoben wird, dass die jetzige Wissenschaft das
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