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416 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 8. Heft. (August 1897.)
Freundlich wähle, doch verfehle
Nur den Weg der Wahrheit nicht.
Hör* mich immer, komm ich wieder,
Dir zu Rath in schwerer Pflicht." —
Wie schon früher erwähnt, giebt sich ein weiblicher
Spirit als Urheberin der automatischen Schriften des
Fräulein Basler aus. Derselbe nennt sich Rossulowa (im
Slavischen die weibliche Endung des Namens Rossulow) und
theilte auf die Bitte des Fräulein Basler seine Lebensgeschichte
mit, — eine der wenigen automatischen Schriften
des Fräulein Basier, die in nicht gebundener Rede gehalten
wurden, und die ich verschiedener, meines Erachtens nicht
uninteressanter Bemerkungen halber in Folgendem wortgetreu
berichte: — „Mein Grossvater lebte in Kasan in
Russland. Er war orthodox. Mein Vater kam auf Studien
nach Moskau und blieb dort als ßahnbeamter. Nach einigen
Jahren wurde er nach Krakau übersetzt. Dann ist er gestorben
, und die Mutter übersiedelte nach Kojetein (ein
Ort in Mähren). Ich hatte damals fünf Jahre, und im
zwölften Jahre schickte sie mich nach Znaim zur Tante
Hitzinffer, bis ich nach beendeter Ausbildung als Erzieherin
zu meinem Onkel nach Breslau kam. Dieser lebte in sehr
glänzenden Verhältnissen. Mir ging es gut. Die Kinder
waren nicht böse. Aber aus einer leichten Krankheit entwickelte
sich bedenklich ein Lungenleiden. Ich war nicht
lange krank und blieb nicht lange in meinem Berufe. Ich
musste nach Hause und starb 1871 im 21. Jahre. Mein
Onkei in Breslau war ein höherer Beamter und hiess
August Schober" —
Auf die Frage, wie sie sich nach ihrem Tode befunden,
wurde geschrieben: — „Sie war immer lustig. Sie wusste
nicht, dass sie todt war, und fühlte sich immer lebend. Es
war auch nicht so schrecklich. Es war licht, aber nicht
ganz. Es ist das schwer zu sagen, ihr verstehet es nicht.
Dann sah sie ihre Bekannten und war nicht mehr so munter.
Hier ist Alles nur "Wahrheit. Es ist nicht möglich, es zu
sagen. Ein Jeder hat seine Aufgabe und darf nichts versäumen
." — Frage: — »Wer giebt ihm die Aufgabe?"
— „Das Gewissen. Ich habe hier meine Aufgabe." — Frage:
— „Welche Welt ist die höhere?" — „Das ist gleich.
Unsere ist die erstere und eigentliche. Hier kann man nicht
so schnell fortschreiten. Auf eurer Welt sind mehr Kämpfe
bei grosser Neigung zum Bösen; hier nach dem Vergehen
mehr Leiden und andere, als ihr euch auf der Welt könnet
vorstellen, weil die Leiden nur rein geistig sind. Hier verleitet
keine vergängliche Freude und kein weltlicher Genuss."
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