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v. Krasnicki: Erfahrungen a. d. Gebiete des automat. Schreibens. 417
Ob die in diesem „curriculum vitae" gemachten Personalangaben
theilweise auf Wahrheit beruhen, oder völlig erdichtet
sind, konnte leider nicht constatirt werden;*) die
daselbst genannten Namen sind dem Medium gänzlich
unbekannt. Der von Moskau nach Krakau „übersetzte"
Bahnbeamte ist allerdings recht unwahrscheinlich. Auffällig
ist der Umstand, dass die erzählende Intelligenz, über ihr
Befinden nach ihrem Tode befragt, von sich selbst in der
dritten Person zu sprechen beginnt, wie solches oft bei
Hellsehenden beobachtet wurde, wovon aber dem Fräulein
Basler zur Zeit, als sie dies mediumistisch schrieb, nichts
bekannt war. Interessant ist auch die Schilderung des
Zustandes nach dem Tode, die in der That den Eindruck
macht, als ob da Jemand vergeblich nach geeigneten Ausdrücken
ringen würde, um von gewissen, in Worte menschlicher
Sprache nicht recht einzukleidenden Wahrnehmungen
und Empfindungen zu berichten. —
Vom Herbst 1894 an blieb Fräulein Basler von dem
sonderbaren Schreibdrang unbehelligt bis zum Januar 4896,
wo sie eines Tages das ihr von früherher bekannte eigentümliche
Grefühl verspürte, dass „es" schreiben werde, was
auch einige Stunden später, nach fast 5/4 jähriger Pause,
tatsächlich wieder eintrat. Auf diese Nachricht hin
besuchten wir Fräulein Basler, um uns nach ihren neuesten
Erfahrungen zu erkundigen. Obwohl wir keine ausgesprochene
Bitte vorbrachten, weil wir wussten, dass das Schreiben sie
aufrege und ihr nicht sonderlich angenehm sei, war sie doch
so liebenswürdig, abermals einen Versuch vor unseren Augen
zu machen. Die einleitenden kritzelnden Bewegungen wollten
diesmal kein Ende nehmen; dabei krampfte es ihr stets die
Finger spiralig nach aufwärts, so dass sie für einen Moment
nicht weiter schreiben konnte, worüber sie in auffällige
Erregung gerieth. Endlich, nachdem zwei ganze Bogenseiten
vollgekritzelt waren, entwickelte sich eine Schrift, und es
wurde geschrieben: — „Will ich schreiben, — Musst Du
leiden, — Hast Du Sorgen, — Muss ich folgen, — Nicht
erschweren Deine Last, — Dich beschützen ohne Rast!" —
Dann folgten wieder Zickzacklinien und schliesslich in grossen,
mit ärgerlicher Hast hingeworfenen Schriftzügen: — „Ich
kann nicht schreiben, wenn Du nicht daran denkst." —
Fräulein Basler hatte während des Schreibens gesprochen
*) Der Sekretär der Kedaction, der sich in den 1860 er und Anfang
1870 er Jahren noch in Breslau wohnhaft befand, findet in seinen
Breslauer Adressbüchern den Namen Schober nicht unter den höheren
Beamten aufgeführt. —
Psyohisoho Studien August 1897, 27
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