Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 435
(PDF, 203 MB)
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Schanz: Eine deutsche Rectoratsrede in itaiien. Beleuchtung. 435

„Flechsig bringt auch klinische und anatomisch - pathologische
Beweise zur Unterstützung dieser seiner Theorie
bei. Er sagt, der Zweck der Psychiatrie sei das Studium
der Krankheiten der Associations-Centren, eine Definition,
die der Meynerfschen sehr nahe kommt, der die Psychiatrie
das Studium der Krankheiten des Vordergehirns nannte.
Beide stützen sich auf eine theoretische Localisirung der
geistigen Prozesse; ich habe wiederholt gezeigt, dass diese
Auffassung zu eng gefasst sei.*) Flechsig weist unter allen
Umständen darauf hin, dass bei fortschreitender Paralyse,
bei Gehirnerweichung u. s. w. jene psychischen Flächen oft
alterirt sind. Diese Centren sind die Grundlage dessen, was
man die menschliche Erfahrung nennt, d. h.: Wissen, Er-
kenntniss, Sprache, ästhetische Empfindungen, moralische
Empfindungen u. s. w.; auch die Moral ist thatsächlich ebenso
wie das Gefühl des Schmerzes eine Function der Gehirnhaut
.

„Der Psychologie der Zukunft wird die Aufgabe zufallen,
die Function der vier geistigen Organe und der anderen
Zonen genauer zu specificiren. Der Autor schreckt nicht
davor zurück, auszurufen, dass, gleichwie die Erdoberfläche
aus Kontinenten und Meeren, so auch die menschliche
Gehirngrossrinde sich aus mindestens neun anatomisch
wohlgesonderten Gebieten zusammensetzt. Das Organ des
Geistes ist eine collegialische Verfassung, deren Käthe in
zwei Senaten sitzen, der eine, den wir den nieder gradigen
nennen würden, nimmt die Elemente des anderen, höheren
Grades in sich auf, vereinigt sie und stellt sie zusammen.
Allein während uns betreffs der Sinnes- und Bewegungscentren
bereits deren präcise Localisation bekannt ist, ist
uns die der associativen oder geistigen Centren noch unbekannt
. Es ist anzunehmen, dass auch sie nicht homogen
sind, sondern ein jedes von ihnen eine verschiedene Aufgabe
hat. Aus der Gehirnpathologie wissen wir, dass die Fähigkeit,
die mannigfaltigen Eindrücke des Empfindungsvermögens in
allgemeine Ideen zusammenzufassen und von den natürlichen
Beziehungen der Dinge untereinander Kenntniss zu
haben, von Centren abhängt, die sehr verschieden von denen
sind, durch die derartige Ideen und derartige Beziehungen
vermittelst der Sprache zum Ausdruck gelangen. — Diese

*) Cfr. MorseUi — „Einleitung zu den Vorlesungen über pathologische
Psychologie*4 (Turin. 1881); „die Psychiatrie in Bezug auf die
anderen Wissenschaften (Eiforma medica", 1891); „Handbuch der
Semiotik der Geisteskrankheiten" (2 Bde. 1885 und 1894); „Abhandlung
über die Psychosis, mit Anmerkungen, im grossen Traotat Aber
Medicin", herausgegeben von der Turiner Verlagsgesellschaft, 1895.

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