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440 Psychische Studien. XXIV Jahrg. 8. Heft. (August 1897.)
forderte. Noch in demselben Jahre — berichtet uns die
Geschichte — geschah es, dass Philipp auf der Jagd bei
Fontainebleau mit seinem Pferde von einem wilden Schweine
so unterlaufen wurde, dass das Pferd mit ihm stürzte und
er auf der Stelle seinen Geist aufgab. — Wir lassen nun
unseren Verfasser Müller in seiner 20. Anmerkung auf
S. 542 weiter sprechen: —J
„Ueber die Schuld oder Unschuld Waldslein!'s, Herzogs
von Friedland, sollen in neuester Zeit [das war 1844; aber
es gilt diese Behauptung noch bis jetzt! — Ref.] höchst
merkwürdige Daten zum Vorschein gekommen sein, welche
die Anklage des Hochverraths, womit dieser grosse Feldherr
belastet war, sehr mildern oder wohl gar als nicht
gegründet darstellen. Der Fürst von Windisch-Gräz in
Böhmen, ein Nachkomme Waldstein's, hat sich nämlich veranlasst
gesehen, Nachforschungen anzustellen, um die
gänzliche Unschuld des Herzogs von Friedland darzu-
thun. So viel darüber bis jetzt bekannt wurde, soll dies
auch bis auf einen gewissen Grad gelungen sein,
indem aus den Papieren, die aus dem Nachlasse dieses
berühmten Mannes und in den kaiserlichen Archiven
gefunden worden, nichts zu entnehmen sei, was die
Beschuldigung des Hochverrathes rechtfertigen
könnte. Die vorzüglichsten Dokumente, durch welche Graf
Piccolomini den Staatsverrath Waldstein9s nachzuweisen suchte,
sollen den obersten Behörden nur in Abschrift eingeschickt
worden sein, und keine Spur der Originalien sich
vorfinden, die doch eigentlich zu einer rechtlichen
Beurtheilung des Thatbestandes sehr nothwendig gewesen
wären. Man hofft nun, dass die hohe Gerecbtigkeitsliebe
des jetzt regierenden Kaiserhauses eine neue förmliche
Untersuchung dieses interessanten Gegenstandes verordnen
werde, um die Ehre des Friedländischen Namens
herzustellen und Zurückgabe der confiscirten Güter an
die Nachkommen dieses ausserordentlichen Mannes zu
bewirken. Nach Friedrich Förster'& Biographie Wallensteinh,
1833 bei Riegel in Potsdam erschienen, sind die Akten als
geschlossen zu betrachten und dieUnschuld Wallenstein9 b
ausser allen Zweifel gestellt. Der Verfasser ist
davon mit solcher Gewissheit überzeugt, dass er am Schlüsse
seiner Vorrede sagt: — 'Die Flecken, womit die Geschichte
den Namen Wallenstein seit 200 Jahren entehrte, sind für
immer getilgt, mag man auch die Blutflecken an der Wand
des Mordzimmers zu Eger, um die Nachfrage neugieriger
Kurgäste zu befriedigen, von Zeit zu Zeit immer wieder
auffrischen.'" —
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