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454 Psychisch© Studien. XXIV. Jahrg. 8. Heft. (August 1897.)
tieferes Interesse an dem räthselhaften Vorgang hat, dürfte
sich noch der Verse erinnern, mit der schon im vorigen
Winter unser Wochenpoet davon Notiz nahm: — ,Denn
Schlimmes meld' ich von des Lebens Bühne — selbst hier
aus nächster Näh'. Es spukt in Lüne!1 — Es wurde dann
beschrieben, wie von der neunten Abendstunde an zwischen
den Häusern des Lünerweges eine weisse Spukgestalt
den Vorübergehenden erschrecke. Die Erscheinung hat sich
dann, wie wir später hörten, auch in den Gärten der Häuser
gezeigt und soll bis an die Fenster herangekommen sein.
Ein Bewohner stellte eines Nachts kurz entschlossen eine
Falle in seinem Garten auf, und am anderen Morgen machte
er die unheimliche Entdeckung, dass sich eine — Katze
darin gefangen hatte. Der Spuk aber dauerte fort. Nach
wie vor Hess sich das Gespenst sehen und erschreckte
namentlich weibliche Personen. Alle Bemühungen, der
Sache auf den Grund zu kommen, scheiterten. Eines Abends,
so wird von glaubwürdigen Leuten erzählt, Hess sich wieder
die Erscheinung in einem Garten vor einem Kammerfenster
sehen. Ein paar des Weges kommende, wenn wir nicht
irren, in Lüne ansässige Männer, jedenfalls solche, die schon
von dem Spuk gehört hatten, erblickten den grossen weissen
Fleck in der Dunkelheit und schritten beherzt darauf zu.
Da bewegte es sich, und um so viel sich die Männer
näherten, um so viel entfernte es sich von ihnen, ein immer
rascheres Tempo annehmend, zuletzt in gespenstisch weit
ausholenden Sätzen, »langbeinigen Spinnen vergleichbar',
wie es in Goethe^ Todtentanz heisst. So ging die Jagd über
Stock und Stein auf den Bahnübergang zu. Die Verfolger
kamen dem Gespenst keuchend näher, bis plötzlich hart an
dem Graben bei dem Bahnübergange die flüchtige Erscheinung
vor ihren Augen in der Erde versank. Wie sie auch suchten,
es war keine Spur von einem lebenden Wesen zu finden.
Und so treibt der Spuk noch heute sein Wesen
in Lüne. Es ist begreiflich, dass die Erregung immer
weitere Kreise erfasst. Hoffentlich gelingt es unserer fortgeschrittenen
Zeit bei dem vervollkommneten Stand der
Wissenschaft und Technik, den Spuk zu bannen. Wie die
Angelegenheit von spiritistischer Seite beurtheilt wird, entzieht
sich unserer Kenntniss. Wir wissen auch nicht, ob
sich schon ein spiritistisches Organ mit dem Fall beschäftigt
hat. Vielleicht geben unsere Mittheilungen eine Anregung
nach dieser Kichtung hin." (1. Beilage zu Nr. 158 des
„Hannoverschen Tageblatts" v. 12. Juni er.)
b) Der deutsche wunderliche Heilige Franz
Schlatter ein Heilmedium. — St. Louis (Missouri),
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